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Medizinische Fachangestellte mit Migrationshintergrund in der Hausarztpraxis
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: In Deutschland leben 15,7 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund (MH). Demgegenüber steht eine kleine Zahl von ausländischen Ärzten/innen: von 125.264 aller 2009 in Deutschland niedergelassenen Ärzten/innen waren 2,8 % (3.556) Ausländer/innen. Im Vergleich dazu ist die Zahl der ausländischen Medizinischen Fachangestellten (MFA)/ Arzthelferinnen (AH) hoch. Am Beispiel Hessen kann gezeigt werden, dass zwischen 2005 und 2007 der jährliche Anteil der Ausländer/innen bei durchschnittlich 15,6 % lag.
Dabei wurde die Frage, wie und ob Fachkräfte mit MH spezifische Potentiale in den Berufsalltag einbringen, in Deutschland bisher kaum untersucht. Eine qualitative Studie mit 10 AH zeigt, dass diese ihre Erstsprache im Praxisalltag einsetzen und in Anwesenheit des Arztes zeitweise die Verantwortung für das Gelingen des Gesprächs übernehmen. Außerdem setzten sie ihr kulturspezifisches Wissen ein. In der vorgestellten Studie wurden daher folgende Fragestellungen untersucht: Wie erleben MFA mit MH ihren Praxisalltag in deutschen Hausarztpraxen? Setzen MFA mit MH ihre kulturellen Kompetenzen ein? Sind sie sich ihrer Rolle bewusst? Empfinden sie dies als Bereicherung oder Belastung?
Material und Methoden: In dieser qualitativen Pilotstudie wurde ein convenience sample von 6 MFA aus 6 Hausarztpraxen in Hessen untersucht, die bereits in Forschung und Lehre mit dem Institut für Allgemeinmedizin (IfA) zusammen arbeiten. Das Interview erfolgte mit Hilfe eines halbstandardisierten Leitfadens und wurde von einer Mitarbeiterin des IfA mit MFA-Hintergrund durchgeführt. Die Auswertung der vollständig transkribierten Interviews erfolgte mit der inhaltsanalytischen Methode nach Mayring in einem Team aus einer Psychologin, einer Doktorandin der Medizin und der Interviewerin.
Ergebnisse: Die Interviewlänge betrug ca. 25 Minuten. Befragt wurden je 2 MFA mit türkischem MH, 2 mit marokkanischem MH, 1 mit italienischem und 1 mit serbischem MH. Erste Ergebnisse zeigen, dass bei Aufnahme einer neuen Tätigkeit in den Praxen zunächst Befürchtungen von Seiten des Teams (ohne MH) als auch von Seiten der Patienten bestanden. Nach einer gewissen Anlaufzeit ergab sich jedoch eine gute Akzeptanz und Etablierung der Rolle der MFA/ AH mit MH, sodass die MFA ihre volle Integration in das Praxisteam betonten. Zusätzlich übernahmen sie Aufgaben wie Übersetzungen oder Erklärungen von kulturellen Besonderheiten. Zum Zeitpunkt der Konferenz wird eine vollständige Auswertung der Daten vorliegen.
Schlussfolgerung/Implikation: Bei den interviewten MFA mit MH handelte es sich um Personen, die gut in der hausärztlichen Praxis integriert waren, sodass auf den ersten Blick kein „Unterschied“ zu den MFA ohne MH thematisiert wurde. Im Gegenteil wurde eher die Problemlosigkeit der Integration betont. Es zeigte sich, dass die MFA v.a. „auf Zuruf“ Übersetzungsaufgaben sprachlicher und kultureller Art übernahmen.