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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Die medikamentöse Behandlung von Patienten mit arterieller Hypertonie in der Hausarztpraxis – ein Abgleich mit bestehenden Leitlinienempfehlungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Michael Bösch - Lehrbereich Allgemeinmedizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • author Iris Tinsel - Lehrbereich Allgemeinmedizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • Angela Buchholz - Lehrbereich Allgemeinmedizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • Thorsten Dürk - Lehrbereich Allgemeinmedizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • Karl-Georg Fischer - Abteilung IV Innere Medizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland
  • Wilhelm Niebling - Lehrbereich Allgemeinmedizin Universitätsklinikum, Freiburg, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom014

doi: 10.3205/11fom014, urn:nbn:de:0183-11fom0142

Published: September 14, 2011

© 2011 Bösch et al.
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Text

Hintergrund: In Deutschland leidet ca. ein Viertel der Gesamtbevölkerung an Bluthochdruck, bei über 65jährigen liegt der Anteil sogar bei über 50% [1]. Die Rolle des Bluthochdrucks als Hauptrisikofaktor für kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität ist hinreichend belegt [2]. Obwohl durch eine Senkung des Blutdrucks das kardiovaskuläre Risiko deutlich reduziert werden kann [3] und dies somit ein wichtiges Behandlungsziel darstellt, wird eine adäquate Blutdruckeinstellung bei vielen Patienten nicht erreicht [4]. Es existieren verschiedene nationale und internationale Leitlinien zur medikamentösen Therapie des Bluthochdrucks, in Deutschland gibt es momentan aber noch keine S3-Leitlinie. Zudem ist das Ausmaß der Leitlinienadhärenz unklar [5]. Ziel dieser Arbeit ist es daher zu untersuchen, (1.) welche übereinstimmenden Kernaussagen sich zur medikamentösen Therapie aus den Leitlinien ableiten lassen und (2.) in welchem Ausmaß Patienten mit arterieller Hypertonie in Übereinstimmung mit diesen Kernaussagen unter Berücksichtigung der Blutdruckeinstellung und des kardiovaskulären Risikos behandelt werden.

Material und Methoden: Aus nationalen und internationalen Hypertonie-Leitlinien wurden übereinstimmende Kernaussagen abgeleitet. Zum Abgleich der Kernaussagen mit der Behandlung von Patienten mit Hypertonie wurden in 36 Hausarztpraxen 1.421 medikamentös behandelte Patienten mit Hypertonie rekrutiert. Es wurden soziodemografische, klinische Daten und die antihypertensive Medikation erfasst sowie ein ambulantes Blutdruck-Monitoring (ABDM) durchgeführt. Das kardiovaskuläre Gesamtrisiko wurde mithilfe des Herz-Kreislaufrechners arriba berechnet.

Ergebnisse: Es wurden 10 Kernaussagen aus 7 Leitlinien zusammengefasst. Von N=1.250 Patienten liegen vollständige Daten vor. Der Altersmedian beträgt 66 Jahre (18-92 Jahre), der Anteil an Frauen liegt bei 59%. Das mediane kardiovaskuläre 10-Jahres-Risiko liegt für Frauen bei 6,5% (0,11->50), für Männer bei 19,4% (0,15->50). Bei 69,9% der Patienten werden die empfohlenen Blutdruckwerte (MW Gesamt 130/80 mmHg, MW Tag 135/85 mmHg, MW Nacht 120/70 mmHg) nicht erreicht. Durchschnittlich werden 2,3 antihypertensive Substanzen pro Patient verordnet (1-7), das häufigste Therapieregime ist mit 33,6% eine Zweierkombination. Der ersten Kernaussage zufolge soll eine Kombination aus mehreren Substanzen verordnet werden, wenn mit der Monotherapie keine ausreichende Blutdrucksenkung erzielt werden kann. 28,9% der Studienteilnehmer erhalten nur ein Antihypertensivum, obwohl lediglich ein Drittel davon die Blutdruck-Zielwerte erreicht. Auf dem Kongress werden Ergebnisse zu weiteren Kernaussagen sowie Zusammenhänge zwischen Leitlinienumsetzung, Blutdruckeinstellung und kardiovaskulärem Risiko vorgestellt.

Schlussfolgerung/Implikation: Der Abgleich von Kernaussagen aus Hypertonie-Leitlinien mit verordneten Medikamenten in der Hypertoniebehandlung zeigt in bestimmten Bereichen Verbesserungspotential hinsichtlich der Leitlinienadhärenz.

Abbildung 1 [Abb. 1], Abbildung 2 [Abb. 2].


Literatur

1.
Janhsen K, Strube H, Starker A. Hypertonie. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Heft 43. Berlin: Robert-Koch-Institut; 2008.
2.
Lawes CM, Vander Hoorn S, Rodgers A. Global burden of blood-pressure-related disease, 2001. Lancet. 2008;371(9623):1513–8.
3.
Law MR, Morris JK, Wald NJ. Use of blood pressure lowering drugs in the prevention of cardiovascular disease: meta-analysis of 147 randomised trials in the context of expectations from prospective epidemiological studies. BMJ (Clinical research ed.). 2009;338: b1665.
4.
Wolf-Maier K, Cooper R, Kramer H, Banegas J, Giampaoli S, Joffres M, et al. Hypertension treatment and control in five European countries, Canada, and the United States. Hypertension. 2004;43(1):10–7.
5.
Frank W, Konta B; Deutsche Agentur für Health Technology Assessment (HTA) des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI). Bluthochdruckleitlinien und ihre Auswirkungen auf das Gesundheitssystem. Band 22. 1. Aufl. Köln; 2005.