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26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie (FOBI 2018)

24. - 28.07.2018, München

Flagellaten-Dermatitis nach Genuss von Shiitake-Pilzen

Meeting Abstract

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  • H. Post - Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen/Lehrkrankenhaus Ruhruniversität Bochum, Dermatologie, Recklinghausen, Deutschland
  • G. L. Schulz - Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen/Lehrkrankenhaus Ruhruniversität Bochum, Dermatologie, Recklinghausen, Deutschland
  • R.-M. Szeimies - Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen/Lehrkrankenhaus Ruhruniversität Bochum, Dermatologie, Recklinghausen, Deutschland

26. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie. München, 24.-28.07.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. DocP34

doi: 10.3205/18fobi032, urn:nbn:de:0183-18fobi0327

Published: July 16, 2018

© 2018 Post et al.
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Es stellte sich ein 69-jähriger Patient mit seit 24 Stunden bestehenden, streifigen, stark juckenden Erythemen am Oberkörper vor. Bei genauerer Inspektion zeigten sich ebenfalls kleine, z.T. konfluierende Vesikel im Bereich der streifigen Hautveränderungen. Eine Medikamenteneinnahme wurde verneint, Allergien seien nicht bekannt und es gäbe keine weiteren Betroffenen aus dem engeren Umfeld. Am Vorabend hatte er ein Raclette mit verschiedenen Zutaten gegessen, unter anderem mit Shiitake-Pilzen. In der Vorgeschichte seien keine ähnlichen Hauterscheinungen beim Genuss des Speisepilzes aufgetreten. Nach Behandlung mittels steroidhaltigem Externum und oralen Antihistaminika heilten die peitschenhiebartigen, juckenden Erytheme nach 14 Tagen folgenlos ab.

Die streifenförmige Dermatitis kann innerhalb von 12-60 Stunden nach Genuss des Shiitake-Speisepilzes (Lentinus edodes) auftreten. Der saprophytische Pilz aus der Klasse der Agaricomyceten löst durch das in ihm enthaltende thermostabile und wasserlösliche D-Glukose-Polysaccharid Lentinan die Dermatitis aus, wobei das typische klinische Bild im Sinne einer Köbnerisation durch Kratzartefakte entsteht. Die Erkrankung verläuft selbstlimitierend, wird mit lokalen Steroiden und Antihistaminika behandelt, kann aber über Wochen persistieren. Diagnostisch wurden über positive Reaktionen im Prick- und Epikutantest berichtet. Es wird jedoch eher von einer direkten toxischen Wirkung ausgegangen. Durch die Lokalisation der Hautveränderungen in dem Licht ausgesetzten Arealen wird auch an eine UVA-Triggerung gedacht. Etwa die Hälfte von 94 japanischen Patienten mit Shiitake-Dermatitis entwickelten diese in Sonnenlicht-exponierten Arealen. Differentialdiagnostisch kann auch an die nach Bleomycin-Gabe auftretende Melanodermia factitia gedacht werden. Hauptsächlich in Japan wurden Fälle beschrieben, wo Tumortherapien, die ebenfalls das Agens Lentinan enthalten, ähnliche Hautveränderungen auslösten.