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Methodische Hürden meistern: GRADE-Einsatz zur Vertrauensbewertung der Evidenz im Public-Health-Bereich
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Published: | March 27, 2025 |
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Beschreibung: Public-Health-Interventionen sind aufgrund ihrer Komplexität und der Einbeziehung gesellschaftlicher Wechselwirkungen oft schwer durch klassische randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) zu bewerten. RCTs gelten in der evidenzbasierten Medizin (EbM) als Goldstandard, sind jedoch im Public-Health-Bereich (PH) oft nicht umsetzbar oder ethisch problematisch – zum Beispiel bei Policy-Maßnahmen wie eine Zuckersteuer, bei denen Kontrollgruppen ohne Intervention schwer vertretbar sind. Während die EbM hauptsächlich klinische Interventionen in kontrollierten Umgebungen untersucht, konzentriert sich evidenzbasierte Public Health (EbPH) v.a. auf Maßnahmen, die beim individuellen Lebensstil oder in Lebenswelten ansetzen.
Zur systematischen Bewertung der Evidenz hat sich in der EBM der GRADE-Ansatz etabliert. Dieser kann auch im PH-Kontext angewendet werden, erfordert jedoch spezifische Anpassungen, um den komplexen Herausforderungen auf Bevölkerungsebene gerecht zu werden. Wie Hilton Boon et al. [1] in ihrem Artikel darlegen, gehören zu diesen Herausforderungen unter anderem die Berücksichtigung vielfältiger Interessengruppen, die Auswahl und Priorisierung von Outcomes sowie die Bewertung der Evidenz aus unterschiedlichen Quellen, einschließlich nicht-randomisierter Studien. Darüber hinaus hebt Hulcrantz et al. [2] hervor, dass in Public-Health-Kontexten oft eine „difference from the null“ als ausreichender klinisch relevanter Effekt angesehen wird, da es meist um große Populationen geht.
Geplante Methoden: Im Workshop werden die Teilnehmenden zunächst durch kurze Vorträge in die methodischen Herausforderungen und Besonderheiten des GRADE-Ansatzes in Public Health eingeführt. Dabei wird der Fokus auf die Komplexität von Public-Health-Interventionen und die notwendigen Anpassungen des GRADE-Systems gelegt. Anschließend erfolgt eine praxisorientierte Phase: In Kleingruppen werden die Teilnehmenden eine Übung durchführen, bei der sie den GRADE-Ansatz auf konkrete Public-Health-Beispiele anwenden. Zum Abschluss werden die Gruppenergebnisse im Plenum präsentiert und diskutiert.
Interessenkonflikte: Keine
Literatur
- 1.
- Hilton Boon M, Thomson H, Shaw B, Akl EA, Lhachimi SK, López-Alcalde J, Klugar M, Choi L, Saz-Parkinson Z, Mustafa RA, Langendam MW, Crane O, Morgan RL, Rehfuess E, Johnston BC, Chong LY, Guyatt GH, Schünemann HJ, Katikireddi SV; GRADE Working Group. Challenges in applying the GRADE approach in public health guidelines and systematic reviews: a concept article from the GRADE Public Health Group. J Clin Epidemiol. 2021 Jul;135:42-53. DOI: 10.1016/j.jclinepi.2021.01.001
- 2.
- Hultcrantz M, Rind D, Akl EA, Treweek S, Mustafa RA, Iorio A, Alper BS, Meerpohl JJ, Murad MH, Ansari MT, Katikireddi SV, Östlund P, Tranæus S, Christensen R, Gartlehner G, Brozek J, Izcovich A, Schünemann H, Guyatt G. The GRADE Working Group clarifies the construct of certainty of evidence. J Clin Epidemiol. 2017 Jul;87:4-13. DOI: 10.1016/j.jclinepi.2017.05.006