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Macht es einen Unterschied, ob zur Berechnung der Überlebenswahrscheinlichkeit bei Herzinsuffizienzpatient:innen der originale oder der rekalibrierte Charlson-Index verwendet wird? Eine Evaluation anhand der Daten der prospektiven RECODE-HF-Beobachtungsstudie
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Published: | March 27, 2025 |
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Hintergrund/Fragestellung: Prognostische Analysen von Studien sollten als evidenzbasierte medizinische Entscheidungshilfen schon in der Studienplanung durch den Einsatz validierter Instrumente gestärkt werden. Der Studienfragebogen der prospektiven RECODE-HF Beobachtungsstudie wurde für die Erhebung von Komorbiditäten und deren Schweregrad für die Berechnung des originalen Charlson-Komorbiditätsindex (CCI) [1] und dessen evaluierte 10-Jahres-Überlebenskalkulation konzipiert. Seit 2011 gibt es einen validierten gekürzten, rekalibrierten CCI [2]. Unseres Wissens liegt bisher kein Vergleich dieser beiden Indizes aus Studiendaten multimorbider Patient:innen mit Herzinsuffizienz (HI) vor.
Methoden: Die Komorbiditätslast und 10-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit wurden für das RECODE-HF-Gesamtkollektiv (n=3.164) und ausgewählte Risikogruppen (chronische Lungenerkrankungen, psychosozioaler Distress) anhand des originalen CCI (19 Items) und des Updates (12 Items) berechnet. Inner-/Zwischengruppenvergleiche wurden mittels gepaartem/ungepaartem T-Test kalkuliert. Berichtet werden Mittelwert mit 95% Konfidenzintervall (95KI), 2-seitiger p-Wert und Effektgröße (standardisiertes Cohen’s d).
Ergebnisse: Der originale und der rekalibrierte CCI konnte in 82,2% (n=2.601) bzw. 90,4% (n=2.859) der Fälle berechnet werden. Im Gesamtkollektiv beträgt die mittlere (CI95) Komorbiditätslast nach dem originalen CCI 2,6 (2,5–2,6) und nach dem rekalibrierten CCI 2,7 (2,6–2,8; p< 0.001; Cohen’s d=-0,1); die 10-Jahres-Überlebensschätzung beträgt 75,6% (74,5–76,6) bzw. 74,7% (73,7–75,7; p=0.009; n=2601; Cohen’s d=0,1). Im Zwischengruppenvergleich CLD+ (n=592) mit CLD- (n=2.009) zeigten sich die Indizes statistisch auffällig unterschiedlich für Komorbiditätslast und 10-Jahres-Überlebsschätzung (alle p<0,001; Cohen’s d=0,8); ebenfalls im Vergleich von PSD+ (n=770) mit PSD- (n=1.831; P-Werte von 0,003–0,029; Effektgrößen -0,1 und 0,1). Innerhalb der Subgruppen CLD- und PSD- zeigten sich statistisch auffällige Unterschiede zwischen den Indizes mit Effektgrößen von -0,2 und 0,1; Innerhalb der Subgruppen CLD+ und PSD+ waren keine Unterschiede nachweisbar.
Schlussfolgerung: Für eine Beurteilung der multimorbiden Krankheitslast und des 10-Jahres-Überlebens einer Herzinsuffizienzkohorte zeigte die Wahl der Version des CCI lediglich kleine bis sehr geringe Effekte. Eine Berechnung innerhalb spezifischer multimorbider Subgruppen erscheint dennoch empfehlenswert.
Interessenkonflikte: Keine
Literatur
- 1.
- Charlson ME, Pompei P, Ales KL, MacKenzie CR. A new method of classifying prognostic comorbidity in longitudinal studies: Development and validation. J Chronic Dis. 1987;40:373-83.
- 2.
- Quan H, Li B, Couris CM, Fushimi K, Graham P, Hider P, et al. Updating and Validating the Charlson Comorbidity Index and Score for Risk Adjustment in Hospital Discharge Abstracts Using Data From 6 Countries. Am J Epidemiol. 2011;173:676-82.