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Asynchrone und synchrone kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) im direkten Vergleich: Systematische Recherche und Meta-Analyse
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Published: | March 27, 2025 |
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Hintergrund/Fragestellung: Rund 6% der Bevölkerung leiden unter diagnostizierter Insomnie. Die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (KVT-I) ist die leitliniengerechte erste Therapiewahl [1], [2]. Diese kann sowohl persönlich als auch digital erfolgen, wobei digitale Anwendungen zunehmend populär sind. Verschiedene Formate, wie asynchrone („guided“ oder „unguided“) und synchrone (mit Therapeutenkontakt) Anwendungen, sind verfügbar. Direkte Vergleiche der Formate fehlen häufig. Ziel der Literaturübersicht war es, den Nutzen asynchroner und synchroner KVT-I bei Personen mit Insomnie zu vergleichen.
Methoden: Eine systematische Recherche wurde in Medline und Psycinfo durchgeführt. Eine Meta-Analyse (REM; IV; MD) wurde gemäß den Cochrane-Richtlinien mit RevMan Web durchgeführt, wobei der Insomnia Severity Index (ISI) als primärer Endpunkt (Post-Treatment & 6-Monate Follow-Up) verwendet wurde. „Change Score“ konnte wegen fehlender Daten nicht genutzt werden. Eine Nicht-Unterlegenheits-Analyse (minimal klinisch-relevante Unterschiede (MID) 2–6 ISI-Punkte) wurde angestrebt. RoB-2 wurde zur Bewertung des Verzerrungsrisikos verwendet.
Ergebnisse: 5 relevante RCTs wurden identifiziert, die Interventionen von asynchroner KVT-I mit webbasierten Programmen in Modulform umfassten. Diese waren „guided“ (n=2) oder „unguided“ (n=3). Die Kontrollen umfassten gruppen- (n=2) und einzeltherapeutische (n=3) Formate und erzielten im Vergleich zu asynchroner KVT-I statistisch signifikante Verbesserungen des ISI (MD=3,56; CI[1.89; 5.23]). Beide Gruppen verbesserten sich aber klinisch von moderater zu unterschwelliger Insomnie. Dies blieb auch bei Follow-Up konstant. Einzeltherapieformate waren der asynchronen KVT-I statistisch signifikant überlegen (MD=4.77; CI[3.32; 6.23]), Gruppensitzungen hingegen nicht (MD=1.64; CI[-0.43; 3.71]). Synchrone KVT-I erzielten bessere Ergebnisse im Vergleich zu „unguided“ (MD=3.61; CI[1.59; 5.63]) und „guided“ KVT-I (MD=3.40; CI[-0.51; 7.32]), wobei die Ergebnisse für „guided“ nicht signifikant waren.
Die Studienqualität wurde mit moderatem (n=3) und hohem (n=2) Verzerrungsrisiko bewertet.
Schlussfolgerung: Im Vergleich zu asynchroner KVT-I schnitt synchrone KVT-I statistisch besser ab. Beide Formate erreichten jedoch klinisch relevante und nachhaltige Verbesserungen. Gruppentherapien erwiesen sich als statistisch nicht signifikant überlegen. „Guided“ waren „unguided“ Formaten leicht überlegen. Asynchrone, digitale KVT-I-Anwendungen können in der aktuellen Versorgungslage eine wertvolle Therapieoption darstellen.
Literatur
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- Riemann D, Espie CA, Altena E, Arnardottir ES, Baglioni C, Bassetti CLA, Bastien C, Berzina N, Bjorvatn B, Dikeos D, Dolenc Groselj L, Ellis JG, Garcia-Borreguero D, Geoffroy PA, Gjerstad M, Gonçalves M, Hertenstein E, Hoedlmoser K, Hion T, Holzinger B, Janku K, Jansson-Fröjmark M, Järnefelt H, Jernelöv S, Jennum PJ, Khachatryan S, Krone L, Kyle SD, Lancee J, Leger D, Lupusor A, Marques DR, Nissen C, Palagini L, Paunio T, Perogamvros L, Pevernagie D, Schabus M, Shochat T, Szentkiralyi A, Van Someren E, van Straten A, Wichniak A, Verbraecken J, Spiegelhalder K. The European Insomnia Guideline: An update on the diagnosis and treatment of insomnia 2023. J Sleep Res. 2023 Dec;32(6):e14035. DOI: 10.1111/jsr.14035
- 2.
- Riemann D, Baum E, Cohrs S, Crönlein T, Hajak G, Hertenstein E, et al. S3-Leitlinie Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen. Kapitel „Insomnie bei Erwachsenen“ (AWMF-Registernummer 063-003), Update 2016. Somnologie. 2027;21(1):2-44. DOI: 10.1007/s11818-016-0097-x