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Prozessevaluation einer komplexen Intervention zur Verbesserung der Mundgesundheit von Pflegeheimbewohner:innen (MundZaRR): eine Mixed-Methods-Studie
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Published: | March 27, 2025 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die Mundgesundheit von Pflegeheimbewohner:innen ist häufig unzureichend. In der Cluster-randomisierten, kontrollierten MundZaRR-Studie mit insgesamt 18 Pflegeheimen in Rheinland-Pfalz wurde eine komplexe Intervention zur Verbesserung der Mundgesundheit entwickelt und deren Effektivität über 12 Monate untersucht [1]. Alle Teilnehmenden (n=271) erhielten nach zahnärztlicher Untersuchung individuelle Mundhygieneempfehlungen, die dem Pflegepersonal übermittelt wurden. In der Interventionsgruppe (IG) wurden die Pflegenden zusätzlich durch zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) regelmäßig vor Ort zur Umsetzung der Empfehlungen reinstruiert und remotiviert. Begleitend zur Hauptstudie fand eine umfassende Prozessevaluation statt, um die Erfahrungen der verschiedenen Zielgruppen zu explorieren und Einblicke in die Umsetzung der Intervention zu gewinnen.
Methoden: Die Prozessevaluation wurde entsprechend internationaler Empfehlungen konzipiert [2]. Die Datenerhebung umfasste u.a. leitfadengestützte Interviews, teilnehmende Beobachtungen, schriftliche Befragungen und Dokumentenanalysen. Quantitative Daten wurden deskriptiv ausgewertet, qualitative Daten inhaltsanalytisch nach Mayring [3].
Ergebnisse: Die vorbereitenden Schulungen der Zahnärzt:innen und ZFA fanden weitestgehend wie geplant statt und wurden positiv evaluiert. In einem Pflegeheim konnte die Intervention aufgrund von Zeit- und Personalmangel nicht implementiert werden. In den übrigen acht Pflegeheimen der IG variierte die Umsetzung und Zusammenarbeit zwischen ZFA und den Pflegeheimen teils stark. Die teilnehmenden Beobachtungen zeigten, dass die Empfehlungen nur bei knapp der Hälfte der Beobachtungen vollständig und spezielle Mundpflegemaßnahmen (z.B. Zahnzwischenraumreinigung) nur selten umgesetzt wurden. Wesentliche Barrieren der Intervention waren fehlende zeitliche/personelle Ressourcen und ein mangelndes Interesse/Engagement der Pflegenden sowie bewohnerindividuelle Barrieren (z.B. schlechter Allgemeinzustand, ablehnendes Verhalten). Die COVID-19-Pandemie war in der Rekrutierungsphase eine große Herausforderung, jedoch beeinträchtigte diese den Zahnärzt:innen, ZFA und Heimleitungen zufolge den weiteren Studienverlauf nicht wesentlich.
Schlussfolgerung: Trotz der insgesamt positiven Bewertung des Interventionskonzepts wurde deutlich, dass die Implementierung nicht in allen Pflegeheimen wie geplant erfolgte. Die ermittelten Barrieren können Hinweise für zukünftige Entwicklungen und Implementierungen vergleichbarer Interventionen liefern.
Interessenkonflikte: Bei den Autor:innen bestehen keine Interessenkonflikte.
Literatur
- 1.
- Hertrampf K, Schlattmann P, Meyer G, Gassmann G, Abraham J, Hammen V, Schwendicke F. Oral health improvement for nursing home residents through delegated remotivation and reinstruction (MundZaRR Study): study protocol of a cluster-randomised controlled trial. BMJ Open. 2020 Sep 25;10(9):e035999. DOI: 10.1136/bmjopen-2019-035999
- 2.
- Moore GF, Audrey S, Barker M, Bond L, Bonell C, Hardeman W, Moore L, O'Cathain A, Tinati T, Wight D, Baird J. Process evaluation of complex interventions: Medical Research Council guidance. BMJ. 2015 Mar 19;350:h1258. DOI: 10.1136/bmj.h1258
- 3.
- Mayring P, Fenzl T. Qualitative Inhaltsanalyse. In: Baur N, Blasius J, Hrsg. Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Wiesbaden: Springer VS; 2019. DOI: 10.1007/978-3-658-21308-4_42