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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Digitales Support-Tool zum Deprescribing von Psychopharmaka in der Allgemeinmedizin – Anwendbarkeit und Umsetzbarkeit aus der Perspektive von Hausärzt:innen

Meeting Abstract

  • author Kerstin Bernartz - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Stephanie Picker-Huchzermeyer - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Svenja Claaßen - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Prashamsa Chapidi - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Kiran Chapidi - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Tobias Dreischulte - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • author Annette Härdtlein - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • author Vita Brisnik - LMU Klinikum, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • author Achim Mortsiefer - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • author Sophie Peter - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • author Michaela Maas - Universität Witten/Herdecke, Fakultät für Gesundheit, Institut für Allgemeinmedizin und Ambulante Gesundheitsversorgung (iamag), Lehrstuhl für Allgemeinmedizin II und Patientenorientierung in der Primärversorgung, Witten, Deutschland
  • author Hanna Seidling - Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IX – Abteilung für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • author Laura Lepenies - Universitätsklinikum Heidelberg, Innere Medizin IX – Abteilung für Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie, Heidelberg, Deutschland; Universität Heidelberg, Kooperationseinheit Klinische Pharmazie, Heidelberg, Deutschland
  • author Mark Horowitz - North East London NHS Foundation Trust (NELFT), London, Großbritannien
  • author Christiane Muth - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland
  • author Svetlana Puzhko - Universität Bielefeld, Medizinische Fakultät OWL, Allgemein- und Familienmedizin, Bielefeld, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmPS-01-06

doi: 10.3205/25ebm050, urn:nbn:de:0183-25ebm0509

Published: March 27, 2025

© 2025 Bernartz et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Das Absetzen nicht (mehr) indizierter Psychopharmaka ist für Hausärzt:innen insbes. wegen unerwünschter Absetzsymptome herausfordernd. In der Deprescribing-Studie PARTNER wurde das digitale Tapering Support Tool evidenzbasiert entwickelt, um Absetzsymptome zu reduzieren und die Motivation der Patient:innen zu steigern. Es informiert über Leitlinienempfehlungen, medikamentenspezifische Absetzsymptome und enthält einen Absetzkalkulator. Dieser berechnet ein Absetzschema für eine lineare Reduktion der Rezeptorbelegung des Medikaments (sog. hyperbolisches Schema für symptomarmes Ausschleichen) ausgehend von aktueller Gesamttagesdosis und präferenzsensibler Entscheidung zur Dauer des Deprescribing. Wir untersuchten qualitativ, wie Hausärzt:innen die Feasibility des Tools bewerten.

Methoden: In semi-strukturierten Interviews mit 10 Hausärzt:innen, die sich hinsichtlich Alter, Geschlecht, Berufserfahrung und Standort der Praxis unterscheiden, werden die Einschätzungen der Nützlichkeit in der klinischen Praxis, der Funktionalität und des Inhalts erhoben, aufgezeichnet, anonymisiert, transkribiert, mittels MAXQDA von zwei unabhängigen Forschern kodiert und thematisch (induktiv und deduktiv) nach Braun and Clarke ausgewertet.

Ergebnisse: Themen der ersten vier bislang ausgewerteten Interviews waren: digitaler Unterstützungsbedarf beim Absetzen von Psychopharmaka in der Hausarztpraxis besteht fast täglich, gute Bewertung von Benutzerfreundlichkeit, Funktionalität und Praktikabilität des Tools, Unterstützung der Kommunikation mit Patient:innen und der Planung des Absetzprozesses. Hyperbolisches Absetzen war den Befragten bislang unbekannt, niedrige Dosierungen in der Endphase des Ausschleichens sind oft nicht als Fertigarzneimittel erhältlich. Befragte wünschten sich eine grafische Darstellung der Absetzschemata und die komprimierte und ausdruckbare Präsentation der Informationen, was die Kommunikation und zeiteffektive Nutzung unterstützt.

Schlussfolgerung: Das Tool wurde von den bislang befragten Hausärzt:innen als benutzerfreundlich, funktional, praktikabel und unterstützend in der Patient:innenkommunikation bewertet. Die Marktverfügbarkeit niedriger Dosen ist problematisch, die Informationsdarstellung im Tool wurde nutzerangeregt verbessert. Vollständige Ergebnisse zur Feasibility werden zum Kongress präsentiert. Die Wirksamkeit des Tools beim Deprescribing von Psychopharmaka wird in der cluster-randomisierten kontrollierten PARTNER-Studie evaluiert.

Interessenkonflikte: Keine.