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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Wirksamkeit von Evidenz-Zusammenfassungen – eine systematische Übersichtsarbeit von tabellarischen und grafischen Nutzen-Schaden-Darstellungen

Meeting Abstract

  • author Christin Ellermann - Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • author Donja Ameri - Universität Bremen, Fachbereich 11: Fakultät für Human- und Gesundheitswissenschaften, Bremen, Deutschland; Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • author Christoph Wilhelm - Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland
  • author Felix G. Rebitschek - Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Universität Potsdam, Potsdam, Deutschland; Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmV-07-05

doi: 10.3205/25ebm039, urn:nbn:de:0183-25ebm0390

Published: March 27, 2025

© 2025 Ellermann et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Um informierte Gesundheitsentscheidungen zu unterstützen, stellen Evidenz-Zusammenfassungen die beste verfügbare Evidenz dar [1]. Dafür werden verschiedene Präsentationsformate verwendet, um den unterschiedlichen Bedürfnissen und kognitiven Fähigkeiten des Publikums gerecht zu werden [2]. Ein Beispiel sind Faktenboxen, die statistische Informationen zu Nutzen und Schaden von Entscheidungsoptionen tabellarisch oder grafisch einander gegenüberstellen [3]. Bislang wurden tabellarische und grafische Evidenz-Zusammenfassungen jedoch keiner systematischen Bewertung und Analyse unterzogen. Daher ist ihr Mehrwert für Entscheidungsfindungsprozesse zu untersuchen.

Methoden: Systematisches Review von RCTs zu den Effekten von evidenzbasierten, transparenten Evidenz-Zusammenfassungen in tabellarischen oder grafischen Formaten (Intervention) auf entscheidungsrelevante Endpunkte.

Mindestkriterium der Intervention: 1) Vergleich der angestrebten medizinischen Intervention mit mind. einer Behandlungsoption, 2) ausgewogene Nutzen-Schaden-Darstellung der Optionen, 3) quantitative Endpunkte (oder alternativ qualitative Aussagen), 4) Referenzgruppen-Definition, 5) Quellenangaben. Kontrolle: Standardinformationen oder keine Informationen.

Suche in Fachdatenbanken (u.a. Cochrane Library, MEDLINE, CINAHL, PsycINFO) ohne zeitliche Beschränkung, ROB-2-Bewertung und PRISMA-Reporting der Ergebnisse. PROSPERO-Registrierung (CRD42024539412).

Ergebnisse: Screening von ca. 2800 Studien, Einschluss von 16. Häufigste entscheidungsrelevante Endpunkte: Wissen und Verhalten (z.B. Impfentscheidung), weitere Endpunkte u.a. informiertes Entscheiden, Risikowahrnehmung und (ungelöste) Entscheidungskonflikte.

Positiver Effekt von Evidenz-Zusammenfassungen auf Wissen in 6/6, informiertes Entscheiden in 2/4, Verhalten in 1/9 sowie Entscheidungskonflikte in 2/4 Studien.

Insgesamt positiver Effekt in Bezug auf Wissen. Kein Effekt in Bezug auf Einstellung, Risikowahrnehmung und Verhalten. Für den Effekt auf informiertes Entscheiden und Entscheidungskonflikte ist weitere Forschung notwendig.

Schlussfolgerung: Evidenz-Zusammenfassungen wie im Faktenboxen-Format können sich positiv auf zentrale Aspekte im Entscheidungsfindungsprozess auswirken. Weitere Forschung, vor allem für welche Zielgruppen sie das Wissen und informiertes Entscheiden positiv beeinflussen bzw. Entscheidungskonflikte reduzieren, ist notwendig.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass keine finanziellen Interessenkonflikte vorliegen.


Literatur

1.
Carrasco-Labra A, Brignardello-Petersen R, Santesso N, et al. Improving GRADE evidence tables part 1: a randomized trial shows improved understanding of content in summary of findings tables with a new format. J Clin Epidemiol. 2016;74:7-18. DOI: 10.1016/j.jclinepi.2015.12.007 External link
2.
Fagerlin A, Zikmund-Fisher BJ, Ubel PA. Helping Patients Decide: Ten Steps to Better Risk Communication. JNCI. 2011;103(19):1436-43. DOI: 10.1093/jnci/djr318 External link
3.
McDowell M, Rebitschek FG, Gigerenzer G, et al. A Simple Tool for Communicating the Benefits and Harms of Health Interventions: A Guide for Creating a Fact Box. MDM P&P. 2016;1(1):2381468316665365. DOI: 10.1177/2381468316665365 External link