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Digitale Interventionen zur Behandlung von generalisierter Angststörung: HTA-Bericht
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Published: | March 27, 2025 |
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Hintergrund/Fragestellung: In diesem HTA wurde der Einsatz von digitalen Interventionen (DI) zur Behandlung von Erwachsenen mit generalisierter Angststörung (GA) untersucht. Die Bewertung der gesundheitsökonomischen, ethischen, sozialen, organisatorischen und rechtlichen Aspekte erfolgte in Bezug auf den Kontext in Deutschland.
Methoden: Der HTA-Bericht wurde gemäß dem aktuellen Methodenhandbuch des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) durchgeführt. Für die Domänen Nutzenbewertung und gesundheitsökonomische Bewertung wurden systematische Literatursuchen in MEDLINE, Embase, PsycInfo, Cochrane Datenbanken und der HTA Database durchgeführt, für die anderen Domänen fokussierte Handsuchen. Nach Möglichkeit wurden Metaanalysen durchgeführt. Fünf Betroffene wurden durch persönliche Interviews miteingebunden.
Ergebnisse: Es wurden 23 RCTs eingeschlossen. Die meisten davon untersuchten Interventionen, die auf Prinzipien und Inhalten der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und/oder Mindfulness basieren (KVT-DI), im Vergleich zu keiner Behandlung. Metaanalysen zeigen mittelstarke Effekte von KVT-DI im Vergleich zu keiner Behandlung bei der Verbesserung der GA-Symptomatik (14 Studien), der Lebensqualität (6 Studien) und der Alltagsfunktionen (5 Studien). Die Ergebnissicherheit ist aufgrund der in allen Studien fehlenden Verblindung eingeschränkt. Studien zu anderen DI, bzw. zum Vergleich zwischen verschiedenen DI liefern keine Anhaltspunkte zur vergleichenden Wirksamkeit. Zur Wirksamkeit von DI im Vergleich zu Psychotherapie sind keine Daten verfügbar. Unerwünschte Effekte der DI wurden kaum untersucht. Die 2 identifizierten gesundheitsökonomischen Studien ermöglichen aufgrund mangelnder Übertragbarkeit keine Aussage zur Kosteneffektivität zum deutschen Versorgungskontext. DI, die weitgehend ohne therapeutische Begleitung auskommen, sind in Deutschland kostengünstiger als Psychotherapie im Einzelsetting, können aber je nach Produkt teurer als medikamentöse Therapie sein. DI können Betroffenen zur Überbrückung von Engpässen bei Psychotherapie helfen, allerdings bestehen individuelle Unterschiede hinsichtlich Präferenzen und Erreichbarkeit.
Schlussfolgerung: Die verfügbaren Daten liefern Hinweise, dass KVT-DI bei generalisierter Angststörung effektiver als keine Behandlung sind. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um das Schadenspotenzial von KVT-DI und ihren Nutzen im Vergleich zu Psychotherapie zu bewerten.