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26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

26. - 28.03.2025, Freiburg

Pflegefachpersonen mit erweiterten Kompetenzen für personenzentrierte Pflege in der Altenpflege: Ergebnisse der explorativen Cluster-randomisierten Studie Expand-Care

Meeting Abstract

  • author Katharina Theodora Silies - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • author Maren Andrea Vens - Universität zu Lübeck, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Lübeck, Deutschland
  • author Janna Sill - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • author Nadine Janis Pohontsch - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • author Dagmar Lühmann - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • author Inke Regina König - Universität zu Lübeck, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Lübeck, Deutschland
  • author Katrin Balzer - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland

Die EbM der Zukunft – packen wir’s an!. 26. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Freiburg, 26.-28.03.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25ebmV-01-04

doi: 10.3205/25ebm004, urn:nbn:de:0183-25ebm0047

Published: March 27, 2025

© 2025 Silies et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Der Versorgungsbedarf älterer Menschen in der stationären Langzeitpflege wird durch Multimorbidität und chronische Erkrankungen komplexer. Ungeplante Krankenhauseinweisungen sind in dieser Zielgruppe häufig. Pflegefachpersonen mit Qualifikation auf Bachelorniveau können die Versorgungsqualität verbessern, in Deutschland fehlen dafür noch geeignete Rollenprofile.

Ziel: Evaluation der Machbarkeit sowie potenzieller Effekte eines neuen Rollenprofils für Pflegefachpersonen auf die Lebensqualität und die Häufigkeit akutmedizinischer Versorgungsereignisse in der stationären Langzeitpflege.

Methoden: Durchführung einer explorativen, bi-zentrischen, cluster-randomisierten kontrollierten Studie in 11 Pflegeeinrichtungen (Cluster) mit begleitender Prozessevaluation [1]. Teilnehmende Bewohnende (BW) hatten einen komplexen Versorgungsbedarf (Pflegegrad ≥3 oder Grad 2 und Multimorbidität). Interventionseinrichtungen stellten eine Pflegefachperson mit erweitertem Qualifikationsprofil für die Intervention frei. Das Rollenprofil umfasste definierte Komponenten (Aufgaben in der bewohnernahen Versorgung und organisationsbezogene Aufgaben). Pflegefachpersonen erhielten eine Zusatzqualifizierung von 300 Stunden. Hauptzielgrößen waren der Anteil von BW mit akutmedizinischer Versorgung (Hospitalisierung, Bereitschaftsdienst, Notaufnahme: nach 6 Monaten) und die gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ5D-5L [2]: nach 6 Monaten). Daten wurden deskriptiv ausgewertet und binäre Zielgrößen mittels logistischer Regression analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt nahmen in 11 Einrichtungen (IG: 5; KG: 6) 139 BW teil (IG 60; KG 79). Nach 6 Monaten (t2) lag der Anteil der BW mit mindestens einer Hospitalisierung insgesamt bei 38,84% (IG 40,00%; KG 37,97%; OR 1,19 [95% KI: 0,56 bis 2,54]), über 80% davon waren ungeplant. Der Bereitschaftsdienst wurde von 21,67% (IG) bzw. 13,92% (KG) der BW in Anspruch genommen (OR 1,50 [KI: 0,55 bis 4,04]). Ein Rettungsdiensteinsatz fand bei 38,33% (IG), bzw. 32,91% (KG) der BW statt (OR 1,40 [KI: 0,66 bis 2,99]). Es gab zu t2 keinen Unterschied in der Lebensqualität (EQ5D-5L Index und VAS) zwischen den Gruppen. Die Prozessevaluation ergab, dass die Erfahrung der Pflegefachperson sowie Führungskultur und Einrichtungsstruktur für die erfolgreiche Umsetzung relevant waren.

Schlussfolgerung: Das Rollenprofil war umsetzbar, in der Pilotstudie waren keine Effekte sichtbar. Mit der Studie wurde die Grundlage für die Weiterentwicklung und Wirksamkeitstestung der Intervention gelegt.

Interessenkonflikte: Die Autorinnen erklären, dass keine Interessenskonflikte bestehen.


Literatur

1.
Silies KT, Vonthein R, Pohontsch NJ, Huckle TA, Sill J, Olbrich D, et al. Expanded nursing competencies to improve person-centred care for nursing home residents with complex health needs (Expand-Care): study protocol for an exploratory cluster-randomised trial. BMJ Open. 2023;13(7):e072955.
2.
Bhadhuri A, Kind P, Salari P, Jungo KT, Boland B, Byrne S, et al. Measurement properties of EQ-5D-3L and EQ-5D-5L in recording self-reported health status in older patients with substantial multimorbidity and polypharmacy. Health Qual Life Outcomes. 2020;18(1):317.