Article
Evidenzbasierte Grundlagen der haus- und fachärztlichen Versorgung in Baden-Württemberg
Search Medline for
Authors
Published: | March 12, 2024 |
---|
Outline
Text
Hintergrund/Fragestellung: Die Gutachten des Sachverständigenrats (u.a. 2018, 2023) geben viele Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten der medizinischen Versorgung,
zum Beispiel gegen die Fragmentierung der ambulanten Versorgung hin zu mehr Koordination, Aufklärung und Prävention vor allem bei Zivilisationserkrankungen wie Herzinsuffizienz, Rückenschmerzen. Das primäre Ziel der haus- und fachärztlichen Versorgung in Baden-Württemberg besteht darin, auf der Basis des SGB V die Versorgungsqualität „nach allgemein anerkanntem Stand der medizinischen Erkenntisse“ gemäß rechtsverbindlichem Facharztstandard, hochwertigen Leitlinien und maßgeblichen Gutachten evidenzbasiert für mehr Patient:innensicherheit zu strukturieren und zu fördern.
Methoden: Der anerkannte Stand der medizinischen Erkenntnisse wird dafür zunächst fachgebietsbezogen erarbeitet, z.B. die biopsychosoziale Versorgung bei Rückenschmerzen gemäß NVL, SVR, RKI, Facharztliteratur usw. Dieser wird inhaltlich gemeinsam mit den Berufsverbänden und auch unabhängigen Expert:innen verhandelt und EbM-konforme Versorgungspfade werden in Form eines Qualitätskonzepts gegen Fehlversorgung vereinbart. Die mit den Fachärzt:innen (§ 73 b und vormals § 73 c SGB V) abgestimmten Qualitätsindikatoren werden zudem kontinuierlich weiterentwickelt und in Qualitätssicherungsberichten veröffentlicht.
Ergebnisse: Die evidenzbasierten nichtmedikamentösen und medikamentösen Maßnahmen und eine interdisziplinäre Versorgungskontinuität führen zu niedrigeren Hospitalisierungs- und Mortalitätsraten bei kardiologischen Erkrankungen (Sawicki et al. 2021), zu weniger Krankenhauseinweisungen bei älteren Menschen (Sawicki et al. 2021) und bei psychischen Erkrankungen bzw. zu mehr Teilhabe zum Beispiel. Das deutet daraufhin, dass Versorgungsziele patient:innenorientiert umgesetzt werden (Wicke et al. 2021). Zudem lassen sich im Zusammenhang mit DMPs nachweislich Folgekomplikationen bei Diabetes mellitus senken (Karimova et al. 2018).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen einer Vertragsgestaltung unter Berücksichtigung von evidenzbasierten Kriterien und einer effizienteren und effektiveren Steuerung der Patientenversorgung. Dies steht auch im Einklang mit der Hypothese, dass unter diesen Bedingungen gestaltete Haus- und Facharztversorgungsverträge eine Verbesserung der Versorgungsqualität erreichen.
Die Ergebnisse können zudem genutzt werden, das Qualitätsmanagement von speziellen Fragestellungen zu bestimmten Indikationen patient:innenzentriert innovativ weiterzuentwickeln.
Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenskonflikte.