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Psychische Gesundheitskompetenz in Deutschland: bevölkerungsrepräsentative Ergebnisse und Handlungsempfehlungen
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Published: | March 12, 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: In Deutschland liegt die 12-Monats-Prävalenz psychischer Erkrankungen bei ca. 28% und nur wenige Betroffene befinden sich in Behandlung. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, fordern Akteure des Gesundheitswesens die Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland. Psychische Gesundheitskompetenz beschreibt hierbei das Wissen einer Person über die Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischer Gesundheit, über psychische Erkrankungen und deren Behandlungsmöglichkeit, und über Strategien zur Förderung der psychischen Gesundheit und zur Prävention psychischer Erkrankungen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die psychische Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland anhand einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe zu erfassen. Die Ergebnisse sollen als Grundlage dienen, um vulnerable Personengruppen zu identifizieren und darauf aufbauend zielgruppespezifische Interventionsangebote zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz zu entwickeln.
Methoden: Zur Erfassung der psychischen Gesundheitskompetenz wurde eine adaptierte Version des deutschsprachigen Mental Health Literacy tool for the Workplace (MHL-W-G) verwendet. Die Befragung wurde von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH unter Rückgriff auf das repräsentative Online-Panel forsa.omninet durchgeführt (n=1994). Die Bevölkerungsfortschreibung des statistischen Bundesamtes diente als Basis für die Gewichtung. Subgruppenvergleiche wurden anhand zweiseitiger t-Tests für unabhängige Stichproben bei ungleichen Varianzen berechnet.
Ergebnisse: Unter anderem hatten Frauen eine signifikant höhere psychische Gesundheitskompetenz als Männer (t(5,32)=1984,26, p<0,001, d=0,24). Personen im Alter von 65 Jahren und älter hatten eine signifikant höhere psychische Gesundheitskompetenz als Personen im Alter von 16–29 Jahren (t(3,04)=764,86, p<0,01, d=0,21) und 30–45 Jahren (t(2,27)=971,86, p=0,02, d=0,14). Personen mit einem hohen Sozialstatus hatten eine signifikant höhere psychische Gesundheitskompetenz als Personen mit einem niedrigen (t(3,48)=604,92, p<0,001, d=0,28) und mittleren Sozialstatus (t(2,69)=407,08, p=0,01, d=0,18).
Schlussfolgerung: Gerade vulnerable Personengruppen sollten bei der Entwicklung von Interventionsangeboten zur Förderung der psychischen Gesundheitskompetenz adressiert werden. Hierzu zählen insbesondere Männer, Personen jungen und mittleren Alters, sowie Personen mit einem niedrigen und mittleren Sozialstatus.