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Fraktursonografie der oberen Extremitäten bei Kindern – systematische Übersicht und Nutzenbewertung allein anhand von Studien zur diagnostischen Güte
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Published: | March 12, 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: Ein häufiger Grund, aus dem Kinder und Jugendliche notfallmäßig behandelt werden, ist der Frakturverdacht. Bislang erfolgt routinemäßig eine radiologische Standarddiagnostik, welche durch eine zuverlässige sonografische Diagnostik vermieden werden könnte, sodass Röntgenstrahlen bei Kindern eingespart würden.
Methoden: Die Zielpopulation der vorläufigen Nutzenbewertung bildeten Kinder mit Verdacht auf eine Fraktur der langen Röhrenknochen der oberen Extremität [1]. Die Prüfintervention bildete die Sonografie, den Vergleich die Röntgendiagnostik. Morbidität, Lebensqualität, unerwünschte Ereignisse und Strahlenbelastung sollten erfasst werden. Falls keine RCTs vorlagen, reichten diagnostische Kohortenstudien aus, da die Sonografie (im Sinne eines Triage-Tests) die Röntgendiagnostik in Gänze oder Teilen nur ersetzen soll. Dabei ändert sich weder die Therapie in Abhängigkeit vom durchgeführten Test noch identifiziert der neue Test zusätzliche Kinder für eine Therapie oder schließt sie hiervon aus. Es erfolgten diagnostische Metaanalysen mit einer präspezifizierten Schwelle von 90% für die Sensitivität.
Ergebnisse: 28 Kohortenstudien wurden eingeschlossen (3.245 Kinder). Die mediane Prävalenz betrug 54,9% ([Q1; Q3]: [45,4%; 65,3%]). Es ergab sich in der bivariaten Metaanalyse für die Sensitivität eine Schätzung von 96,6% (95%-KI: [94,3%; 97,9%]). Die Spezifität war insgesamt ausreichend.
Für Frakturen des Unterarms (19 Studien; 2.129 Kinder) ergab sich für die Sensitivität eine Schätzung von 96,9% (95%-KI: [93,9%; 98,5%]). Für Ellenbogenfrakturen (8 Studien; 947 Kinder) ergab sich für die Sensitivität eine Schätzung von 97,4% (95%-KI: [89,1%; 99,4%]).
Aus 3 Studien wurden Daten zu 168 Kindern mit Verdacht auf Fraktur des nicht distalen Humerus extrahiert. Eine gepoolte Schätzung war bei der vorliegenden Datensituation nicht sinnvoll. Die Sensitivität lag zwischen 96,8% (95%-KI: [83,3%; 99,9%]) und 84,6% (95%-KI: [54,6%; 98,1%]).
Schlussfolgerung: Die hohe Sensitivität lässt auf einen ausreichend sicheren Ausschluss von Unterarm- und Ellenbogenfrakturen schließen, wobei der Vorteil der Sonografie in der Einsparung der ionisierenden Strahlung bei Kindern liegt. Die vorliegende Evidenz basierend auf Kohortenstudien zur Testgüte war damit ausreichend, um eine Aussage zu einem patientenrelevanten Nutzen zu machen [2]. Die Datenlage zum nicht distalen Humerus war für eine Aussage unzureichend.
Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte vorhanden sind.
Literatur
- 1.
- ;Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Fraktursonografie bei Kindern mit Verdacht auf Fraktur eines langen Röhrenknochens der oberen Extremitäten, Vorbericht. 2023. Verfügbar unter: https://www.iqwig.de/projekte/d22-02.html
- 2.
- Bossuyt PM, Lijmer JG, Mol BW. Randomised comparisons of medical tests: sometimes invalid, not always efficient. Lancet. 2000; 356: 1844-7. DOI: 10.1016/s0140-6736(00)03246-3