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25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

13. - 15.03.2024, Berlin

Schwer fassbar, aber da – ethische Domänen in Full-HTA-Berichten: ein Versuch, das Feld zu kartieren

Meeting Abstract

  • Hannes Kahrass - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • Antje Schnarr - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland
  • Clovis M. Faggion - Universitätsklinikum Münster, Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Münster, Deutschland
  • Marcel Mertz - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Ethik, Geschichte und Philosophie der Medizin, Hannover, Deutschland

Evidenzbasierte Politik und Gesundheitsversorgung – erreichbares Ziel oder Illusion?. 25. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-15.03.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24ebmPS3-08

doi: 10.3205/24ebm074, urn:nbn:de:0183-24ebm0744

Published: March 12, 2024

© 2024 Kahrass et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Health Technology Assessment (HTA) beschreibt die systematische und multidisziplinäre Bewertung der Eigenschaften von Gesundheitstechnologien und Interventionen, die sowohl deren direkte als auch indirekte Auswirkungen umfasst. Als Instrument der wissenschaftlichen Politikberatung hat HTA eine besondere Rolle bei der Bestimmung des Mehrwerts einer bestimmten Gesundheitstechnologie gegenüber bestehenden Technologien. Umfassende HTA-Berichte bewerten daher neben klinischen und ökonomischen Aspekten auch organisatorische, ethische, soziale und rechtliche Aspekte (sog. Full-HTA). Verschiedene Initiativen in der HTA-Community zielen auf die Ausweitung und Erleichterung der internationalen Zusammenarbeit ab, jedoch ist es derzeit mit Mühen verbunden, international Full-HTA-Berichte zu recherchieren. Besondere Forschungsbedarfe bestehen in Bezug auf die verwendeten Methoden zur Bearbeitung der Ethik-Domäne.

Forschungsfragen: Welche Agenturen veröffentlichen Full-HTAs und welche Merkmale zeigen diese im internationalen Vergleich? Welche Methoden werden in der Ethik-Domäne verwendet, zu welchen Ergebnissen führen sie und wie werden diese Ergebnisse in dem Gesamturteil integriert?

Methoden: Es wurden Register und Veröffentlichungen von 57 einschlägigen Agenturen nach Full-HTA-Berichten in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und Portugiesisch durchsucht. Bei erfolgloser Suche wurden die Agenturen schriftlich kontaktiert und um Zusendung relevanter Berichte gebeten. Die Berichte wurden mit qualitativer Textanalyse durch zwei Personen ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in einer vorab entwickelten Auswertungsmatrix gesichert.

Ergebnisse: Es konnten 39 HTA-Berichte aus sechs Ländern ausgewertet werden (CAN, CH, GER, AUT, SWE, NOR). Heterogenität zeigte sich innerhalb der Agenturen selbst, v.a. aber im internationalen Vergleich in Bezug auf z.B. Autorengruppen und Länge. Die Ethik-Domänen wurden ebenfalls sehr unterschiedlich bearbeitet, z.B. in Bezug auf den theoretischen Hintergrund oder die für die Bewertung zusätzlich eingeholten Expertisen/Perspektiven (z.B. von Betroffenen, Kliniker:innen).

Schlussfolgerung: Es besteht Handlungsbedarf zur a) Verbesserung der internationalen Auffindbarkeit von HTA-Berichten mit u.a. Ethik-Domänen, b) Verständigung über Best-Practice-Ansätze bei den Ethik-Domänen sowie zur c) Vereinheitlichung der Inhalte und Sicherung der Berichtsqualität.

Interessenkonflikte: keine