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Ergebnisse eines partizipativen Praxisentwicklungsprojekts mit Mixed-methods-Evaluation (PEKo 2.0)
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Published: | March 12, 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: Gewalt im Krankenhaus kann sowohl von Beschäftigten ausgehen als auch diese selbst betreffen. Daten aus dem deutschsprachigen Raum zeigen hohe Prävalenzen für physische und verbale Gewalt gegenüber Beschäftigten [1]. Um das Auftreten von Gewaltereignissen zu verringern, werden die Sensibilisierung des Personals sowie angepasste Maßnahmen empfohlen [2]. Für den deutschsprachigen Raum fehlt es hierfür bislang an etablierten Ansätzen [3].
Im Projekt PEKo 2.0 wurden gemeinsam mit Beschäftigten der teilnehmenden Krankenhäuser zielgruppenspezifische und bedarfsorientierte Maßnahmen zur Prävention von und zum Umgang mit Gewalt entwickelt und implementiert. In der begleitenden Evaluation wurden die Effekte auf die Prävalenz von Gewaltereignissen sowie die Machbarkeit untersucht.
Methoden: PEKo 2.0 ist ein Praxisentwicklungsprojekt mit Evaluation im Mixed-methods-Design. Die einjährige, komplexe Intervention richtet sich an Beschäftigte von bettenführenden, somatischen Stationen. Die Evaluation der Effekte erfolgte in Form eines Vorher-Nachher Designs. Zielgröße war die Prävalenz von erlebter, beobachteter und selbst ausgeübter Gewalt, die mittels standardisierter Befragungen der Beschäftigten zu Beginn (t0) und nach 12 Monaten (t1) erhoben wurde. Die Überprüfung der Machbarkeit erfolgte auf der Basis von Prozessdokumentation, Fragebögen, Einzelinterviews und Fokusgruppen.
Ergebnisse: In 12 Krankenhäusern wurden von 10 PEKo-Teams (89 Beschäftigte) innerhalb von 104 Treffen 38 Maßnahmen zur Gewaltprävention umgesetzt und 26 geplant. Die Prävalenzdaten zeigen, dass zu t1 tendenziell mehr Gewaltereignisse berichtet werden als zu t0, allerdings haben zu t1 deutlich weniger Beschäftigte teilgenommen (115 vs. 543). Weitere Analysen liegen Ende 2023 vor. Die Reichweitenbefragung (t1) zeigt, dass nur 28% der Befragten im vergangenen Jahr Maßnahmen zur Gewaltprävention wahrgenommen haben. Die Aufgaben der PEKo-Teams waren 45% der Befragten bekannt und 36% gaben an, sich im Umgang mit Gewaltereignissen sicherer zu fühlen. Erste Analysen der qualitativen Daten zeigen, dass die Handlungssicherheit in den PEKo-Teams durch die Intervention gestärkt wurde.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen wichtige Herausforderungen bei der Evaluation und der Implementierung von komplexen Interventionen zur Gewaltprävention. Eine Zunahme von berichteten Gewaltereignissen könnte auf eine gestiegene Sensibilisierung hindeuten.
Interessenkonflikte: Die genannten Autor:innen erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Literatur
- 1.
- Schablon A, Wendeler D, Kozak A, Nienhaus A, Steinke S. Prevalence and Consequences of Aggression and Violence towards Nursing and Care Staff in Germany-A Survey. Int J Environ Res Public Health. 2018 Jun 15;15(6):1274. doi: 10.3390/ijerph15061274.
- 2.
- Chang ES, Levy BR. High Prevalence of Elder Abuse During the COVID-19 Pandemic: Risk and Resilience Factors. Am J Geriatr Psychiatry. 2021 Nov;29(11):1152-1159. doi: 10.1016/j.jagp.2021.01.007.
- 3.
- Peter KA, Golz C, Richter D. Konfliktinterventionen in somatischen Akutkliniken. Projektbericht. Bern: Berner Fachhochschule; 2016 [zitiert 29. Oktober 2023]. Verfügbar unter: https://docplayer.org/112157466-Konfliktinterventionen-in-somatischen-akutkliniken.html