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Eine individualisierte digitale Entscheidungshilfe für den Bereich der Knieendoprothetik führt zu einer besseren Entscheidungsqualität – eine stepped-wedge-clusterrandomisierte Studie
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Published: | March 12, 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: Ein relevanter Anteil von Patient:innen nach einer Knieendoprothese ist mit dem Behandlungsergebnis nicht vollständig zufrieden. Gründe hierfür sind u.a. die Indikationsstellung und unrealistische Erwartungen seitens der Patient:innen. Ziel der klinischen Studie war es, zu untersuchen in welchem Ausmaß eine individualisierte digitale Entscheidungshilfe zur Indikationsstellung und partizipativen Entscheidungsfindung die Entscheidungsqualität verbessern kann.
Methoden: Im Rahmen einer multizentrischen clusterrandomisierten Studie wurde eine App-basierte Entscheidungshilfe (EKIT-Tool) entwickelt, welche die Indikationskriterien der S2k-Leitlinie „Indikation Knieendoprothese“ erfasst und im Indikationsgespräch visuell darstellt [1]. Patient:innen mit Gonarthrose, bei denen eine Knieendoprothese in Erwägung gezogen wird, wurden in 10 clusterrandomisierten Zentren in Deutschland eingeschlossen. Die Einführung des EKIT-Tools in den Zentren fand schrittweise statt. Bei allen Patient:innen erfolgte zunächst eine Befragung via Tablet zu Beschwerden, Vorbehandlung, Behandlungspräferenzen und -zielen. In der Interventionsgruppe (IG) wurden diese Informationen durch die App im Indikationsgespräch dargestellt. In der Kontrollgruppe (KG) stand das EKIT-Tool nicht zur Verfügung und das Gespräch erfolgte nach individuellem Klinikstandard.
Primärer Endpunkt: Entscheidungsqualität der Patient:innen gemessen mit Hilfe des Hip and Knee Quality Decision Instrument (HK-DQI) [2]. Basierend auf dem HK-DQI resultiert ein Knowledge Score (Surrogatparameter für eine informierte Entscheidung) und ein Concordance Score (erhalten die Patient:innen die von Ihnen bevorzugte Therapieempfehlung).
Ergebnisse: Im Rekrutierungszeitraum (06/2021 bis 03/2023) konnten 1.092 Patient:innen eingeschlossen und 1.055 ausgewertet werden. Bei 89% der Patient:innen wurde die Indikation zur Knieendoprothese gestellt. Die Konkordanz der Behandlungspräferenz der Patient:innen und der Entscheidung pro/contra Knieendoprothese lag bei 88% in der KG gegenüber 95% in der IG. Im HK-DQI-Wissensscore erreichten die Patient:innen in der KG zu 75% richtige Antworten und in der IG 90%. Durch das EKIT-Tool konnte eine um 24% bessere Entscheidungsqualität erzielt werden (OR 1,24; 95% KI: 1,15–1,33).
Schlussfolgerung: Die Darstellung der leitlinienbasierten Indikationskriterien mittels einer digitalen Entscheidungshilfe steigert die Entscheidungsqualität für oder gegen eine Knieendoprothese.
Interessenkonflikte: TL, SD, JS und JL waren an der Entwicklung der S2k-Leitlinie „Indikation Knieendoprothese“ beteiligt.
Literatur
- 1.
- Lange T, Deckert S, Beyer F, Hahn W, Einhart N, Rössler M, et al. An individualized decision aid for physicians and patients for total knee replacement in osteoarthritis (Value-based TKR study): study protocol for a multi-center, stepped wedge, cluster randomized controlled trial. BMC Musculoskelet Disord. 2021; 22(1):783.
- 2.
- Sepucha KR, Stacey D, Clay CF, Chang Y, Cosenza C, Dervin G, et al. Decision quality instrument for treatment of hip and knee osteoarthritis: a psychometric evaluation. BMC Musculoskelet Disord. 2011;12:149.