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Erstellung evidenzbasierter Gesundheitsinformationen für den Einsatz in der Hausarztpraxis: Chancen und Herausforderungen der Zielgruppenbeteiligung
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Published: | March 12, 2024 |
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Hintergrund/Fragestellung: ÄrztInnen sind nach wie vor die am häufigsten genutzte Quelle für Gesundheitsinformationen [1]. Hausarztpraxen können daher ein Ort sein, wo Menschen gute und für sie relevante Gesundheitsinformationen erhalten. Im Rahmen einer nutzerzentrierten Interventionsentwicklung wird eine evidenzbasierte Gesundheitsinformation (EBGI) zum Thema Hypertonie für den Einsatz in der Hausarztpraxis erstellt. Im Einklang mit den EBGI-Standards [2] wurden HausärztInnen (HÄ) und PatientInnen (PAT) in die Erstellung einbezogen. Ziel war es, die Bedarfsorientierung sowie Praxistauglichkeit der Information sicherzustellen.
Methoden: Nach vorhergehender Bedarfserhebung wurden die Zielgruppen zu zwei Zeitpunkten die EBGI-Erstellung einbezogen: Konzeptionsphase (T1) und Produktionsphase (T2). Zu T1 wurde das Konzept in Workshops mit n=4 HÄ sowie n=6 PAT-VertreterInnen diskutiert. Zu T2 wurden leitfädenbasiert n=9 HÄ und n=5 PAT mit Hypertonie zu den erstellten Informationen einzeln interviewt. Ausgehend vom Feedback wurde die EBGI in iterativen Zyklen weiterentwickelt.
Ergebnisse: In der HÄ-Befragung wurden relevante Informationsmomente validiert. Die Tauglichkeit der Materialien für den Einsatz in der Praxis wurde geprüft und sie wurden an die Praxisabläufe angepasst. HÄ schätzten bestimmte Materialien (z. B. Reflexionsinstrumente) als nicht praxistauglich ein, obwohl sie sie für PatientInnen als sinnvoll beurteilten. Wie auch HÄ, betonten PAT die Wichtigkeit „pharmaunabhängiger“, vertrauenswürdiger Informationen, die allerdings von ÄrztInnen direkt überreicht werden sollen. Das Material soll jedoch nur wichtigste Aspekte enthalten: zu viele Inhalte würden überfordern. Teilweise wurden positive Formulierungen, Handlungsempfehlungen und „Warnhinweise“ gewünscht.
Schlussfolgerung: Einsatz von EBGI in Hausarztpraxen kann Gesundheitskompetenz und evidenzbasiertes Entscheiden in der Bevölkerung fördern. Frühzeitiger, wiederholter Zielgruppeneinbezug in die Erstellung ermöglicht es, die Gebrauchstauglichkeit der EBGI zu erhöhen und zielgerichtete Inhalte bereitzustellen. Zum Teil ist das PAT-Feedback von gewohnten, nicht evidenzbasierten Gesundheitsinformationen geprägt. Daher sind Qualitätsstandards der EBGI (z.B. keine Empfehlungen, Vollständigkeit) möglicherweise in der Praxis schwerer implementierbar. Helfen könnten integrative Ansätze, die Arzt-Patienten-Kommunikation direkt unterstützen und Gesundheitskompetenz unabhängig vom ärztlichen Kontakt stärken.
Interessenkonflikte: EM, MM, MS sind an der Erstellung von evidenzbasierten Gesundheitsinformationen beteiligt.
Literatur
- 1.
- Stiftung Gesundheitswissen. Hat sich das Informationsverhalten zu Gesundheitsthemen in der Corona-Pandemie verändert? Teilergebnisse der Studie HINTS Germany. Trendmonitor; 2022. Verfügbar unter: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/projekt-hints-germany
- 2.
- Lühnen J, Albrecht M, Hanßen K, Hildebrandt J, Steckelberg A. Leitlinie evidenzbasierte Gesundheitsinformation 2017. Hamburg: UKE; 2017. Verfügbar unter: https://www.ebm-netzwerk.de/de/medien/pdf/leitlinie-evidenzbasierte-gesundheitsinformation-fin.pdf