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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Environmental Impact: eine neue Dimension in der Bewertung medizinischer Technologien? Ein Workshop mit Fokus auf Medizinprodukte

Meeting Abstract

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  • Matthias Perleth - Verein zur Förderung der Technologiebewertung im Gesundheitswesen (Health Technology Assessment) e.V., Deutschland
  • Peter Kolominsky-Rabas - Friedrich-Alexander-Universität, Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment und Public Health (IZPH), Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmWS7-01

doi: 10.3205/23ebm138, urn:nbn:de:0183-23ebm1386

Published: March 21, 2023

© 2023 Perleth et al.
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Beschreibung:

Hintergrund

Die neue Definition von Health Technology Assessment (HTA) sieht die Berücksichtigung von umweltbezogenen Aspekten bei der Bewertung medizinischer Technologien vor. Obgleich HTA bisher schon einen multidimensionalen Bewertungsansatz aufweist, fehlt für die Dimension des ‚environmental impact‘ bisher ein Konzept, bspw. wie wird der Impact gemessen (‚green metrics‘) und klassifiziert. Andererseits besteht die Notwendigkeit einer Abgrenzung, etwa zu Aspekten der Umweltbilanz von Gesundheitseinrichtungen.

Methoden

Ansätze zur Integration von environmental impact assessment in HTA gibt es bereits seit mehreren Jahren. Eine Möglichkeit besteht darin, den Ressourcenverbrauch entlang des Versorgungspfades zu modellieren, was auch die Substitution von ineffektiven oder ineffizienten Technologien umfassen würde. Eine andere Methode verwendet quantitative Input-Output-Modelle, um die Kohlenstoffemissionen zu schätzen, die durch jedes Outcome in einem Sektor entstehen. Eine große Herausforderung ist die Verfügbarkeit der für solche Analysen erforderlichen Daten, zumal weder im EU-Zulassungsrecht für Medizinprodukte oder Arzneimittel, noch in der nationalen Gesetzgebung solche Erfordernisse normiert sind. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Zahlungsbereitschaft von Entscheidungsträgern für die gesundheitlichen Vorteile einer Technologie so zu berücksichtigen, dass neben den Kosten auch die mit dem Lebenszyklus der Technologie verbundenen Umweltauswirkungen adressiert werden (eine ergänzte Kosten-Nutzwert-Analyse). Modelle für den wirtschaftlichen Wert von Umweltauswirkungen sind allerdings mit erheblicher Unsicherheit behaftet und werden kontrovers diskutiert. CADTH schlägt eine Klassifikation und entsprechend eine Priorisierung gemäß Toxizität (z.B. parabenhaltige Arzneimittel), Abfallaufkommen (z.B. Einmalprodukte) und Umfang von Treibhausgasemissionen (z.B. inhalative Anästhesie, Roboterchirurgie) vor.

Anwendung auf Medizinprodukte

Im Rahmen des Medical Technologies Evaluation Programme des englischen NICE können Hersteller ‚sustainability claims‘ geltend machen. Hierzu gehören bspw. die Verringerung der CO2 Emission im Zusammenhang mit Reduktionen beim Patiententransport (bspw. aufgrund von weniger Besuchen in medizinischen Einrichtungen) oder durch die Reduktion von Einwegmaterialien.

Geplante Methoden: Es werden Statements aus der Forschung, Selbstverwaltung und Industrie vorgetragen und anschließend in einer moderierten Diskussion vertieft.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Marsh K, Ganz ML, Hsu J, Strandberg-Larsen M, Gonzalez RP, Lund N. Expanding Health Technology Assessments to Include Effects on the Environment. Value Health. 2016 Mar-Apr;19(2):249-54. Epub 2016 Jan 21. DOI: 10.1016/j.jval.2015.11.008 External link
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Greenwood Dufour B, Weeks L, De Angelis G, Marchand DK, Kaunelis D, Severn M, Walter M, Mittmann N. How We Might Further Integrate Considerations of Environmental Impact When Assessing the Value of Health Technologies. Int J Environ Res Public Health. 2022 Sep 22;19(19):12017. DOI: 10.3390/ijerph191912017 External link
3.
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