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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Fallmanagement und Pflegeexpertise als Präventionsansatz für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung (FaPP-MgB) – eine randomisiert-kontrollierte Studie

Meeting Abstract

  • Dirk Bruland - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Stephan Nadolny - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Deutschland
  • Marie Grunwald - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland; Hochschule Osnabrück, Institut für Management und Technologie, Deutschland
  • Annika Gröndahl - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Jessica Grammatico - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Christian Grebe - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland
  • Änne-Dörte Latteck - Fachhochschule Bielefeld, Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich, Bielefeld, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSII-6-02

doi: 10.3205/23ebm114, urn:nbn:de:0183-23ebm1140

Published: March 21, 2023

© 2023 Bruland et al.
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Outline

Text

Hintergrund/Fragestellung: Etwa 1–2% der Bevölkerung weisen eine geistige Behinderung auf [1]. Diese Personengruppe hat eine erhöhte Prävalenz von chronischen Erkrankungen, z.B. Diabetes Mellitus einhergehend mit einer erhöhten Mortalität [2]. Diese Sachlage könnte durch adäquate Angebote der Prävention und Gesundheitsförderung beeinflusst werden. Es existiert jedoch nur eine limitierte Anzahl an Angeboten zur Prävention und Gesundheitsvorsorge im jeweiligen Quartier, die häufig nicht auf die Bedürfnisse der Menschen ausgerichtet und wenig evidence-basiert sind [3]. An dieser Stelle möchte das Projekt FaPP-MgB mittels bedarfsgerechter Gesundheitsförderung, Prävention und Case Management unter Bezugnahme eines Advanced-Nursing-Practice-Ansatzes die Gesundheit, Resilienz und Lebensqualität von erwachsenen Menschen mit geistiger Behinderung stärken.

Methoden: Es wird eine randomisiert-kontrollierte Studie mit Wartelistendesign in allen sieben Hamburger Stadtbezirken durchgeführt. Die Intervention besteht aus 1) Sozialraumanalysen aller Stadtbezirke, 2) Vernetzung mit bestehenden Versorgungsstrukturen, 3) vier aufsuchenden Hausbesuchen zur Diagnostik, gemeinsamen Präventionsplanung und Begleitung der Maßnahmen, 4) Beratung und Anleitung zur Prävention und Gesundheitsförderung. Die Kontrollintervention ist die übliche Versorgungspraxis. Einschlusskriterien sind Volljährigkeit, das Vorliegen einer ICD Diagnose F70 bis F79 und ein Pflegegrad ≤ 3. Primäres Outcome ist der Gesundheitsstatus (WHODAS) nach 12 Monaten (T2). Sekundäre Outcomes sind der Gesundheitszustand nach 6 Monaten (T1), Resilienz (RS-11) an T1 und T2 und gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D) an T1 und T2. Eine Stichprobengröße von 256 Personen inklusive 30% Dropout wurde kalkuliert. Die Analyse erfolgt mittels ANCOVAs. Die Studie wird begleitet von einer quantitativen und qualitativen Prozessevaluation, einer gesundheitsökonomischen Evaluation und einer inklusiven Forschungs-AG.

Vorläufige/erwartete Ergebnisse, Ausblick: Es wird erwartet, dass mit der Intervention ein Beitrag zur Verbesserung der evidence-basierten Versorgung und Unterstützung von Menschen mit geistiger Behinderung im Rahmen von Prävention und Gesundheitsförderung geleistet wird. Dies soll insbesondere durch die Rolle der Advanced Practice Nurses an der Nahtstelle verschiedener Sektoren zwischen Eingliederungshilfe, formeller ambulanter sowie stationärer Pflege und informeller Pflege geschehen. Spezifisch sollen Resilienz, Gesundheitszustand und Lebensqualität der Teilnehmenden verbessert werden.

Interessenkonflikte: Die Autorinnen und Autoren geben an, keine bekannten Interessenkonflikte zu haben. Die Studie wird vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert.


Literatur

1.
McKenzie K, Milton M, Smith G, Ouellette-Kuntz H. Systematic Review of the Prevalence and Incidence of Intellectual Disabilities: Current Trends and Issues. Curr Dev Disord Rep. 2016;3:104-15. DOI: 10.1007/s40474-016-0085-7 External link
2.
Iwanaga K, Wu JR, Chan F, Rumrill P, Wehman P, Brooke VA, Avellone L, Taylor J. A systematic review of systematic reviews of secondary health conditions, health promotion, and employment of people with intellectual disabilities. Aust J Rehabil Couns. 2021;27:13-40. DOI: 10.1017/jrc.2021.2 External link
3.
Doherty AJ, Atherton H, Boland P, Hastings R, Hives L, Hood K, James-Jenkinson L, Leavey R, Randell E, Reed J, Taggart L, Wilson N, Chauhan U. Barriers and facilitators to primary health care for people with intellectual disabilities and/or autism: an integrative review. BJGP Open. 2020 Aug 25;4(3):bjgpopen20X101030. DOI: 10.3399/bjgpopen20X101030 External link