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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Gewalt im Krankenhaus: Prävalenzen zu erlebter, beobachteter und ausgeübter Gewalt

Meeting Abstract

  • Anja Bergmann - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland
  • Merle Morgenstern - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Carolin Dunkel - Hochschule Fulda, Public Health Zentrum, Fulda, Deutschland
  • Laura Püschel - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Bianca Kötz - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland
  • Natalie Nguyen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Stefanie Freytag - Hochschule Fulda, Public Health Zentrum, Fulda, Deutschland
  • Birte Hildebrand - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Katrin Balzer - Universität zu Lübeck, Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Lübeck, Deutschland
  • Gabriele Meyer - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Halle, Deutschland
  • Sascha Köpke - Universität zu Köln, Institut für Pflegewissenschaft, Köln, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSII-4-08

doi: 10.3205/23ebm104, urn:nbn:de:0183-23ebm1042

Published: March 21, 2023

© 2023 Bergmann et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Gewalt im Krankenhaus kann sowohl von Beschäftigten in der Versorgung ausgehen, als auch diese selbst betreffen. Sie tritt in Form von Vernachlässigung, physischen, psychischen und sexualisierten Ereignissen auf, deren Beurteilung und Einordnung sehr subjektiv ist.

Daten aus dem deutschsprachigen Raum zeigen hohe Prävalenzen für physische und verbale Gewalt gegenüber Beschäftigten in Krankenhäusern [1], [2]. Zahlen zu Gewalt gegenüber Patient:innen liegen bislang nicht vor. Geeignete, validierte Erhebungsinstrumente fehlen.

Ein Ziel des Gewaltpräventionsprojekts „PEKo 2.0 Setting Krankenhaus“ ist die Erfassung von Gewalt gegenüber Beschäftigten und Patient:innen im Krankenhaus.

Methoden: Das Erhebungsinstrument PEKo-Assess-H basiert auf einem Fragebogen von Görgen [3], der für das Projekt „PEKo 1.0 Setting stationäre Langzeitpflege“ überarbeitet wurde. Das Instrument wurde durch eine Expert:innengruppe für das Setting Krankenhaus adaptiert und kognitiv getestet.

Der PEKo-Assess-H erhebt die Häufigkeit von erlebten, beobachteten und ausgeübten Gewaltereignissen retrospektiv für einen Zeitraum von 12 Monaten mittels 5-Punkt Likert Skalen (nie; seltener als monatlich; eher monatlich; eher wöchentlich; eher täglich).

Die Datenerhebung erfolgte anonym und papiergestützt im Rahmen des Projektes PEKo 2.0. Fragebögen wurden an 2170 Beschäftigte der patient:innennahen Versorgung auf 52 somatischen Stationen in 12 deutschen Krankenhäusern verteilt (12/2021–06/2022).

Ergebnisse: Der Rücklauf beträgt 25% (n=543). Teilnehmende sind Pflegefachpersonen (n=376; 72%), Ärzt:innen (n=58, 11%) sowie Angehörigen anderer Berufsgruppen (n=85, 16%). 76% (n=406) der Befragten sind weiblich.

Von den Teilnehmenden geben 93% an, in den letzten 12 Monaten mindestens eine Form von Gewalt erlebt zu haben (psychisch: 91%, physisch: 61%, sexualisiert: 51%). Insgesamt beobachteten 91% mindestens ein Gewaltereignis gegenüber Patient:innen ausgehend von Kolleg:innen (psychisch: 80%, physisch: 47%, sexualisiert: 5%, Vernachlässigung: 83%) und 72% berichten eigene Gewalthandlungen (psychisch: 47%, physisch: 21%, sexualisiert: 1%, Vernachlässigung: 59%).

Schlussfolgerung: Die erhobenen Daten zeigen erstmals professionsübergreifende Zahlen zu Gewalt gegenüber Beschäftigten und Patient:innen im Setting somatisches Krankenhaus in Deutschland. Die Ergebnisse verdeutlichen Handlungs- und Forschungsbedarfe bezüglich wirksamer Präventionsansätze sowie der weiteren Validierung des Erhebungsinstruments.

Interessenkonflikte: Die genannten Autor:innen erklären, dass keine Interessenkonflikte bestehen.


Literatur

1.
Schablon A, Wendeler D, Kozak A, Nienhaus A, Steinke S. Prevalence and Consequences of Aggression and Violence towards Nursing and Care Staff in Germany-A Survey. Int J Environ Res Public Health. 2018 Jun 15;15(6):1274. DOIi: 10.3390/ijerph15061274 External link
2.
Hahn S, Müller M, Needham I, Dassen T, Kok G, Halfens RJ. Factors associated with patient and visitor violence experienced by nurses in general hospitals in Switzerland: a cross-sectional survey. J Clin Nurs. 2010 Dec;19(23-24):3535-46. Epub 2010 Oct 20. DOI: 10.1111/j.1365-2702.2010.03361.x External link
3.
Goergen T. Pflegebefragung 2001 (Fragebogen, vom Autor zur Verfügung gestellt). Gießen: Institut für Kriminologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen; 2001.