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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Beziehungsgestaltung und Kommunikation innerhalb der Videobehandlung in der ambulanten logopädischen Praxis – eine qualitative Studie

Meeting Abstract

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  • Teresa Ehler - Universität zu Lübeck, Institut für Gesundheitswissenschaften, Lübeck, Deutschland; Universität zu Lübeck, Institut für Gesundheits- und Versorgungswissenschaften, Lübeck, Deutschland
  • Katharina Maria Röse - Universität zu Lübeck, Institut für Gesundheitswissenschaften, Lübeck, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-1-04

doi: 10.3205/23ebm077, urn:nbn:de:0183-23ebm0778

Published: March 21, 2023

© 2023 Ehler et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Mit Beginn der Covid-19-Pandemie war die sprachtherapeutische Videobehandlung (VB) in Deutschland erstmalig möglich [1]. Das Ziel dieser Studie war es, die Beziehungs- und Kommunikationsgestaltung in der ambulanten sprachtherapeutischen VB mit erwachsenen Patient:innen mit erworbenen Sprech- und/oder Sprachstörungen aus der Perspektive von Sprachtherapeut:innen zu erkunden.

Methoden: Mittels eines qualitativen Forschungsansatzes im Sinne der Grounded Theory Methodologie (GTM) [2] wurden mit neun Sprachtherapeut:innen episodische Interviews durchgeführt [3]. Dabei wurden die Grundprinzipien der GTM wie das kontinuierliche Reflektieren und die Reformulierung der sensibilisierenden theoretischen Konzepte, die induktive Kategorienbildung sowie das Kodieren des Datenmaterials berücksichtigt [2]. Für die Studie liegt das Votum der Ethikkommission der Universität zu Lübeck vor (Aktenzeichen 21-035).

Ergebnisse: Die Bedeutung und Relevanz der sprachtherapeutischen Beziehungs- und Kommunikationsgestaltung wurde in allen Interviews deutlich. Innerhalb der VB kommt es zu einem veränderten zwischenmenschlichen Miteinander und einer Schmalspurkommunikation zwischen Therapeut:in und Patient:in. Um mit diesen Herausforderungen umzugehen, nehmen Therapeut:innen unterschiedliche Anpassungen vor. Diese stellen zugleich die Kernkategorie („sich an Herausforderungen und Veränderungen anpassen“) dar. Diese Anpassungsfähigkeit spiegelt sich in der (Weiter-)Entwicklung von Fähigkeiten und Strategien wider. Die Therapeut:innen trafen hierfür vorbereitende Maßnahmen, wendeten neue Kommunikationsstrategien an und stellten eine Interaktionsbasis her. Dies führte zu einer gemeinsamen Weiterentwicklung von Therapeut:in und Patient:in, welche zugleich die Potentiale und Chancen der VB darstellen.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass die Beziehungs- und Kommunikationsgestaltung innerhalb der VB trotz vorhandener Herausforderungen unter Anwendung von neu entwickelten Fähigkeiten und Strategien gelingen kann. Weitere Forschungsarbeiten sollten die Perspektive der Patient:innen und die besonderen Bedarfe von Personen mit motorischen, perzeptiven und kognitiven Einschränkungen sowie mit unterschiedlichen sprachtherapeutischen Störungsbildern betrachten. Zudem wären weitere methodische Zugänge wie teilnehmende Beobachtungen und Videografie denkbar.

Interessenkonflikte: Keine Interessenkonflikte.


Literatur

1.
Lauer N. Teletherapie – hat die Logopädie eine digitale Zukunft? Forum Logopädie. 2020;34(5):12-17. DOI: 10.2443/skv-s-2020-53020200502 External link
2.
Strauss AL, Corbin JM. Grounded Theory: Grundlagen qualitativer Sozialforschung. Unveränd. Nachdr. der letzten Aufl. Weinheim: Beltz; 1996.
3.
Flick U. Das Episodische Interview. In: Oelerich G, Otto HW, Hrsg. Empirische Forschung und soziale Arbeit – Ein Studienbuch. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften;2011. S. 273-280.