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Implementierung von Reparaturmaßnahmen in der zahnmedizinischen Praxis: ein randomisiertes Simulationsexperiment einschließlich Willingness-to-accept-Analyse zur Verhaltensänderung von Zahnärzt:innen
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Published: | March 21, 2023 |
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Hintergrund/Fragestellung: Trotz zunehmender Evidenz reparieren Zahnärzt:innen partiell insuffiziente Restaurationen oftmals nicht. Ziel der Studie war es daher, potenzielle Interventionen zu entwickeln und ihre mögliche Wirksamkeit zu untersuchen.
Methoden: Zunächst wurden zehn problemzentrierte Einzelinterviews durchgeführt. Identifizierte Themen wurden mit dem Behavior Change Wheel verknüpft, um potenzielle Interventionen zu entwickeln. Die Wirksamkeit von zwei Interventionen wurde in einem Simulationsexperiment zur Verhaltensänderung bei Zahnärzt:innen in Deutschland getestet (n=1.472/Intervention). Die Entscheidungsfindung für bzw. gegen eine Reparatur sowie die Willingness-to-accept-Zahlungsschwelle wurden anhand von zwei Fallvignetten ermittelt. Die Auswertung erfolgte durch McNemar-Tests, exakte Fisher-Tests, Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Tests sowie eine logistische Regressionsanalyse mit gemischten Effekten (p<0,05).
Ergebnisse: Für zwei der identifizierten Barrieren (Wissenslücke, unzureichende Honorierung) wurden zwei potenzielle Interventionen („Leitlinie“, „Gebührenposition“) entwickelt. Insgesamt nahmen 504 Zahnärzt:innen an dem Simulationsexperiment teil. Beide Interventionen führten zu einer Zunahme der Reparaturhäufigkeit bei Komposit- und Amalgamrestaurationen („Leitlinie“: Δ=+7,8% bzw. Δ=+17,6%, „BEMA-Abrechnungsposition“: Δ=+6,4% und Δ=+31,5%; padj.<0,001). Die mediane Willingness-to-accept-Zahlungsschwelle lag bei 20€ (Komposit-) bzw. 25€ (Amalgamrestaurationen). Insgesamt zogen Zahnärzt:innen Reparaturen eher in Betracht, wenn: (1) sie bereits jetzt Reparaturen häufig durchführen (p<0,001, OR=7,66), (2) sie die Erfolgsraten von Reparaturen als hoch einschätzen (p=0,010, OR=5,75), (3) ihre Patient:innen Reparaturen gegenüber Ersatzrestaurationen bevorzugen (p=0,036, OR=2,16), (4) es sich um eine Komposit- statt einer Amalgamrestauration handelt (p<0,001, OR=22,29) und/oder (5) sie vorab eine der beiden Interventionen erhielten (p<0,001, OR=4,38).
Schlussfolgerung: Systematisch entwickelte Interventionen, die auf das Reparaturverhalten von Zahnärzt:innen abzielen könnten die Anwendung von Reparaturen in der zahnmedizinischen Praxis befördern. Im Simulationsexperiment waren sowohl eine Leitlinie zum evidenzbasierten Management partiell insuffizienter Restaurationen (inkl. Indikation und Durchführung von Reparaturen) als auch eine zusätzliche Gebührenposition bei der Anwendung von Reparaturmaßnahmen wirksam.
Interessenkonflikte: Keine.