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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Ergebnisse einer Querschnittsbefragung: die öffentliche Wahrnehmung zum Thema Klimawandel und Gesundheit

Meeting Abstract

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  • Katharina van Baal - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland
  • Peter Schulte - Hochschule Weserbergland, Länger besser leben. Institut, Deutschland; Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Hannover, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSII-1-01

doi: 10.3205/23ebm034, urn:nbn:de:0183-23ebm0347

Published: March 21, 2023

© 2023 van Baal et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Klimawandel und Gesundheit sind untrennbar miteinander verbunden. Der Klimawandel hat direkte Auswirkungen auf Morbidität und Mortalität und damit auf die Gesundheit der Menschen, auch in Deutschland und Europa [1]. Hitzeperioden, Extremwetterereignisse, Luftverschmutzung und veränderte Vektorübertragungen haben bereits heute u.a. Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Infektionserkrankungen zur Folge [2]. Unklar ist jedoch, wie die Bevölkerung den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit aktuell wahrnimmt und welche Handlungsoptionen gesehen werden.

Methoden: Zwischen Mai und September 2022 wurden Menschen in Deutschland zur Teilnahme an einer querschnittlichen Befragung über die Internetauftritte, Social-Media-Kanäle und E-Mail-Verteiler der beteiligten Institutionen aufgerufen. Die Online-Befragung war auf den Servern der BKK24 verortet und enthielt in Anlehnung an eine frühere Befragung [3] neben demographischen Daten drei inhaltliche Kernbereiche: Relevanz des Klimawandels (1), Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel (2) und kollektive und individuelle Handlungsoptionen (3). Es wurde deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Im Befragungszeitraum von 20 Wochen wurde der Fragebogen 1.167 Mal aufgerufen und 697 Datensätze wurden in die Analysen einbezogen (72% weiblich, 50% ≥55 Jahre alt). Ein Großteil der Teilnehmenden stimmte (eher) zu, dass der menschengemachte Klimawandel existiert (85%) und dass dieser einen Einfluss auf die menschliche Gesundheit hat (83%). Die Bevölkerung weltweit wird als stärker durch den Klimawandel beeinflusst angesehen als die deutsche Bevölkerung (89% vs. 74%). 67% der Teilnehmenden sehen sich selbst durch den Klimawandel beeinflusst. Unfälle/Tode durch Extremwetterereignisse sind aus Sicht der Teilnehmenden das relevanteste Gesundheitsrisiko im Zusammenhang mit dem Klimawandel (62%). 76% der Teilnehmenden geben an, selbst zum Klimaschutz beizutragen und 23% nehmen Beiträge ihrer Stadt oder Kommune zum Klimaschutz wahr.

Schlussfolgerung: Eine große Mehrheit der Teilnehmenden sieht den Klimawandel als Bedrohung für die menschliche Gesundheit an. Es werden jedoch andere Bevölkerungsgruppen als stärker vom Klimawandel betroffen angesehen, als die Teilnehmenden dies für sich selbst angeben. Die kognitive Dissonanz könnte ein Erklärungsmodell für dieses Phänomen sein. Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass Städte und Kommunen einen aktiveren Beitrag zum Klimaschutz leisten bzw. diesen stärker für die Bevölkerung sichtbar machen sollten.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen geben keine Interessenkonflikte an.


Literatur

1.
Watts N, Amann M, Arnell N, Ayeb-Karlsson S, Belesova K, Boykoff M, et al. The 2019 report of The Lancet Countdown on health and climate change: ensuring that the health of a child born today is not defined by a changing climate. Lancet. 2019 Nov 16;394(10211):1836-78. DOIi: 10.1016/S0140-6736(19)32596-6 External link
2.
World Health Organization. COP26 special report on climate change and health: The health argument for climate action. Geneva: WHO; 2021. Available from: https://www.who.int/publications/i/item/9789240036727 External link
3.
Berger N, Lindemann AK, Böl GF. Wahrnehmung des Klimawandels durch die Bevölkerung und Konsequenzen für die Risikokommunikation [Public perception of climate change and implications for risk communication]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2019 May;62(5):612-619. German. DOI: 10.1007/s00103-019-02930-0 External link