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24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V. (EbM-Netzwerk)

22. - 24.03.2023, Potsdam

Digitale Gesundheitsanwendungen für die hausärztliche Versorgung – eine Befragung zu Einstellungen und Erfahrungen von Allgemeinmediziner:innen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin Mainz, Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie, Mainz, Deutschland

Gesundheit und Klima – EbM für die Zukunft. 24. Jahrestagung des Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Potsdam, 22.-24.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23ebmPSI-2-08

doi: 10.3205/23ebm033, urn:nbn:de:0183-23ebm0330

Published: March 21, 2023

© 2023 Wangler.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Seit Verabschiedung des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) vom 19. Dezember 2019 besteht für Ärzt:innen die Möglichkeit, Patient:innen digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept zu verordnen. Bislang fehlen Untersuchungen, die Anwendungsmöglichkeiten von DiGA im hausärztlichen Praxiskontext beleuchten und eine erste Bilanz zum Nutzen sowie möglichem Optimierungspotenzial ziehen. Die Studie beleuchtet hausärztliche Einstellungen, Erwartungen und Erfahrungswerte mit Blick auf die Anwendungspotenziale von DiGA im allgemeinärztlichen Setting. Zudem soll ermittelt werden, inwiefern Hausärzt:innen in DiGA gegenüber der Anwendung klassischer Gesundheits-Apps einen Mehrwert sehen.

Methoden: Zwischen März und Mai 2022 wurden sämtliche 13.913 als Behandler:innen aktive Hausärzt:innen in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland zu einer Online-gestützten Befragung eingeladen. 3.829 vollständig ausgefüllte Fragebögen gingen in die Auswertung ein (Rücklauf: 28%).

Ergebnisse: Eine Mehrheit der Befragten (67%) steht DiGA positiv gegenüber und erachtet diese als verlässliche (67%) und sichere (61%) Anwendungen, die Effizienzvorteile für die Arzt-Patient-Vernetzung erzeugen können. 22% trauen sich zu, Patient:innen zu DiGA kompetent zu beraten. 14% haben bereits DiGA verschrieben, 13% haben dies vor. 83% der Ärzt:innen mit DiGA-Erfahrung bewerten die verordneten Anwendungen als nützlich. Beobachtete Versorgungseffekte betreffen v.a. die Verbesserung von Compliance (95%), Mobilität (94%) und Aufklärung (93%) sowie Gewichtsreduktion (82%). Angeregt wird u.a. eine weitere Optimierung der Usability (59%), der systematischen Weiterbildung von Ärzt:innen zu DiGA (52%) und der Ausbau von Gamification-Elementen (49%). Hausärzt:innen fehlt es an fundierten Informationsmöglichkeiten über DiGA (52%).

Schlussfolgerung: Damit DiGA wirksam in der Primärversorgung implementiert werden können, kommt es darauf an, Hausärzt:innen besser über die Grundlagen des DVG zu informieren und Bedenken gezielt zu adressieren. Zentral erscheinen flächendeckende Schulungen, die über Rahmenbedingungen, Strategien und Vorteile des DiGA-Einsatzes aufklären. Auch besteht Bedarf nach fundierteren Informations- und Recherchequellen für Ärzt:innen, um geeignete Anwendungen auszuwählen.

Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.


Literatur

1.
Wangler J, Jansky M. Innovationsfonds und Primärversorgung – Welche Erwartungen und Erfahrungen vertreten Hausärzt*innen in Bezug auf die Teilnahme an innovativen Versorgungsmodellen? [The German Innovation Fund and primary care-What expectations and experiences do general practitioners have with regard to participating in innovative care models?]. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz. 2022 Jun;65(6):697-705. Epub 2022 Apr 27. DOI: 10.1007/s00103-022-03533-y External link