gms | German Medical Science

Hintergrund/Fragestellung: Viele medizinische Fachgesellschaften rufen Gesundheitspersonal dazu auf, mit Patienten:innen über Klimawandel zu reden, beispielsweise über Gesundheitsfolgen von Hitzewellen und mögliche Anpassungsstrategien oder auch gesundheitliche Co-Benefits von klimafreundlichen Lebensstilen. Gesundheitspersonal scheint dafür geeignet, da es über Kommunikationsexpertise verfügt, Kontakt zu breiten Bevölkerungsgruppen hat und deren Vertrauen genießt. Bisher ist jedoch unklar, wie eine klimasensible Gesundheitsberatung (KSGB) gestaltet werden soll und welche möglichen Effekte diese hat. Ziel dieser Arbeit ist es (1) wissenschaftliche Evidenz zur Kommunikation über Klimawandel und Gesundheit mit Patient:innen zu erfassen und (2) ein erstes Rahmenwerk zu entwickeln, das Gesundheitspersonal bei der Kommunikation mit Patient:innen über Klimawandel und Gesundheit unterstützt.

Methoden: Um wissenschaftliche Literatur über KSGB zu identifizieren, wurden die Datenbanken PubMed und Web of Science systematisch durchsucht. Ergänzend wurde Google Scholar durchsucht. Die Arbeit folgte der PRISMA-Richtlinie für Scoping Reviews. Mit den eingeschlossenen Artikeln wurde eine Inhaltsanalyse durchgeführt, unterstützt durch NVivo.

Ergebnisse: Die Suche identifizierte 1.053 Artikel, von denen 64 die Einschlusskriterien erfüllen. 25 der eingeschlossenen Artikel sind Originalartikel, während die Übrigen Meinungsartikel (26) oder narrative Reviews (13) sind. Etwa die Hälfte der Artikel (37) wurde ab 2020 publiziert. Die meisten Originalartikel sind Querschnittserhebungen, während es an gut konzipierten Interventionsstudien mangelt. Mehr als die Hälfte aller 64 Artikel stammt aus den USA und richtet sich an Ärzt:innen, während andere Länder und Gesundheitsberufe unterrepräsentiert sind. Wir haben Elemente eines vorläufigen Rahmenwerks für KSGB identifiziert, die Gesundheitspersonal bei der Durchführung von KSGB unterstützen können: Ziele und ethische Dimensionen, Themen, Kommunikationsstrategien sowie förderliche und hinderliche Faktoren für die Umsetzung von KSGB.

Schlussfolgerung: Obwohl sich eine Zunahme der Publikationen in den letzten Jahren zeigt, ist die wissenschaftliche Evidenz zu klimasensibler Gesundheitsberatung gering. Dieser Scoping Review trägt zur Konkretisierung des Konzepts einer KSGB bei, welches anschließend im Gesundheitssektor erprobt, verfeinert und evaluiert werden kann. Zukünftig sollten Interventionsstudien explizit KSGB untersuchen und dabei verstärkt Vertreter:innen weiterer Gesundheitsberufe ansprechen.

Interessenkonflikte: AH und SG sind Mitglieder der Allianz für Klimawandel und Gesundheit. CQ, PNS und ID geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.