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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Organisationale Gesundheitskompetenz aus Sicht von Pflegefachpersonen

Meeting Abstract

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  • Melanie Messer - Universität Trier, Abteilung Pflegewissenschaft II, Trier, Deutschland
  • Tatjana Murau - Universität Trier, Abteilung Pflegewissenschaft II, Trier, Deutschland
  • Jan Eilts - Universität Trier, Abteilung Pflegewissenschaft II, Trier, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_6-05

doi: 10.3205/22ebm129, urn:nbn:de:0183-22ebm1299

Published: August 30, 2022

© 2022 Messer et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Gesundheitseinrichtungen stehen in besonderer Verantwortung, Patient:innen und Angehörige entsprechend ihrer Gesundheitskompetenz zu unterstützen und vorhandene Fähigkeiten zu fördern. Im Mittelpunkt steht hierbei der Umgang mit und die Vermittlung von gesundheitsbezogenen Informationen. Pflegefachpersonen kommt dabei eine bedeutsame Rolle zu. Bislang ist jedoch kaum untersucht, inwieweit Pflegefachpersonen auf diese Aufgabe vorbereitet sind und wo sie selbst Unterstützungsbedarfe haben. Die Studie untersucht, welche Bedeutung Pflegefachpersonen der Unterstützung der Gesundheitskompetenz von Patient:innen und Angehörigen beimessen und welche Herausforderungen sie dabei sehen.

Methoden: Es wurden 21 leitfadengestützte Interviews mit Pflegefachpersonen durchgeführt. Die Auswertung erfolgte thematisch kodierend.

Ergebnisse: Die ersten Ergebnisse zeigen, dass Pflegefachpersonen sich zwar durchaus als Informationsvermittler verstehen, es ihnen näher betrachtet jedoch nicht gelingt, diese Rolle tatsächlich auszufüllen. Sie legen einen starken Fokus auf Aufklärung und Wissensvermittlung, beratende Ansätze finden sich hingegen kaum. Begleitet wird dies durch eine traditionelle Compliance-Erwartung an Patient:innen und weniger einer partizipativen Haltung. Die Situationen, in denen Informationen an Patient:innen und Angehörige vermittelt werden, entstehen zumeist spontan, ungeplant und während der Durchführung anderer Pflegehandlungen. Charakteristische Themenfelder der Informationsvermittlung sind beispielsweise der Umgang mit Medikation und Nebenwirkungen, Hintergrundwissen und konkrete Anleitung zum Selbstmanagement und Lebensführung bei chronischen Erkrankungen, Schmerzmanagement sowie postoperatives Verhalten. Dabei fehlt es Pflegefachpersonen aus eigener Sicht an strukturiertem Handwerkszeug, um Informationen passgenau zu vermitteln. Durchgehend bemängelt werden unzureichende Qualifikationsmöglichkeiten. Als erfolgreich wahrgenommene Informationstechniken erarbeiten sie sich mit zunehmender Berufserfahrung überwiegend selbst. Doch bereits die stetige Aktualisierung des eigenen Fachwissens im Arbeitsalltag, auch unter Nutzung digitaler Medien, stellt die Pflegefachpersonen vor eine große Herausforderung.

Schlussfolgerung: Die Studie liefert erste Hinweise zum Entwicklungsstand der Gesundheitskompetenzförderung in der Praxis. Sie bietet damit Ansatzpunkte für Gesundheitseinrichtungen, wo Pflegefachpersonen strukturierten Unterstützungsbedarf haben, um diese Rolle auch ausfüllen zu können.

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte.