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MultiTool-Entwicklung und Evaluation eines computergestützten Tools zur Bereitstellung von Informationen, Struktur und Entscheidungshilfen für das hausärztliche Management von Multimorbidität
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Published: | August 30, 2022 |
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Hintergrund/Fragestellung: Multimorbidität – definiert als das gleichzeitige Vorliegen mehrerer chronischer Erkrankungen – ist ein häufiges Phänomen, das bis zu 80% der älteren Bevölkerung betrifft. Es wurde ein Zusammenhang zwischen Multimorbidität und negativen Folgen wie funktionalen Einschränkungen und höherer Leistungsinanspruchnahme, wie z.B. häufigeren Krankenhauseinweisungen, berichtet. Die hausärztliche Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Multimorbidität wird durch die Komplexität der für gemeinsame Entscheidungsfindung notwendigen Parameter, wie z.B. Evidenz für die Wirksamkeit von Behandlungen, Patientenpräferenzen, den sozialen Kontext der Behandlung und intra- und intersektorale Schnittstellenprobleme, erschwert.
Das Projekt MultiTool hat zum Ziel, ein computerbasiertes Tool zu entwickeln, implementieren und evaluieren, das a) Sammlung und Dokumentation von relevanten Informationen ermöglicht; b) Konsultationen gemäß des in der DEGAM-S3 Leitlinie Multimorbidität [1] empfohlenen „Meta-Algorithmus“ [2] strukturiert und c) evidenzbasierte und patientenzentrierte Entscheidungsfindung unterstützt.
Methoden: Der Projektablauf orientiert sich am MRC-Framework für die Entwicklung und Evaluation von komplexen Interventionen [3]. In der Entwicklungsphase wird das Tool programmiert. Bedarfe und Wünsche von Versorgenden und Versorgten werden in jeweils 6 Fokusgruppen ermittelt. Anschließend wird die Evaluationsstudie pilotiert und die Intervention auf Machbarkeit geprüft (N=120). Die Prozessevaluation beinhaltet qualitative Interviews mit Versorgenden (N=20) und Versorgten (N=20). In der Evaluationsphase wird die Intervention 12 Monate durchgeführt und in einer cluster-randomisierten, kontrollierten Studie (N=620) getestet. Die Daten werden in persönlichen Interviews erhoben und in gemischten Mehrebenenmodellen mittels Negativ-Binomial-Regression analysiert.
Vorläufige/erwartete Ergebnisse, Ausblick: Wir erwarten, dass durch die Nutzung des von uns entwickelten digitalen Tools die Behandlungsqualität der hausärztlichen Versorgung verbessert wird. Unsere Hypothese ist, dass durch die Nutzung des Tools in der Interventionsgruppe die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus durchschnittlich um 2,5 Tage gesenkt werden kann (primärer Endpunkt). Außerdem vermuten wir positive Effekte auf sekundäre Endpunkte, z.B. eine langsamere Verringerung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Sofern sich das Tools als wirksam erweist, wird es zur kostenfreien Nutzung verfügbar gemacht.
Interessenkonflikte: Keine
Literatur
- 1.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Multimorbidität: S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer: 053-047. 2017. Availabe from: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-047.html
- 2.
- Muche-Borowski C, Lühmann D, Schäfer I, Mundt R, Wagner HO, Scherer M; Guideline Group of the German College of General Practice and Family Medicine (DEGAM). Development of a meta-algorithm for guiding primary care encounters for patients with multimorbidity using evidence-based and case-based guideline development methodology. BMJ Open. 2017 Jun 22;7(6):e015478. DOI: 10.1136/bmjopen-2016-015478
- 3.
- Craig P, Dieppe P, Macintyre S, Michie S, Nazareth I, Petticrew M; Medical Research Council Guidance. Developing and evaluating complex interventions: the new Medical Research Council guidance. BMJ. 2008 Sep 29;337:a1655. DOI: 10.1136/bmj.a1655