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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Entwicklung und Pilotierung eines webbasierten Tools zur Vermittlung von relativer und absoluter Risikoreduktion

Meeting Abstract

  • Sandro Zacher - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Birte Berger-Höger - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Julia Lühnen - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Anke Steckelberg - Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_4-02

doi: 10.3205/22ebm118, urn:nbn:de:0183-22ebm1185

Published: August 30, 2022

© 2022 Zacher et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Mit dem Curriculum „Gemeinsame Entscheidungsfindung“ definierte das DNEbM 2017 Inhalte von Bildungsangeboten für Professionelle in der Gesundheitsversorgung sowie Bürger:innen. Die Interpretation von Studienergebnissen ist essenzieller Bestandteil der Entscheidungsfindung und kann die Akteure vor Herausforderungen stellen. Ziel war die Entwicklung und Pilotierung eines webbasierten Tools zur Vermittlung von relativer und absoluter Risikoreduktion für Professionelle und Laien.

Methoden: Das Projekt folgt dem UKMRC-Framework für komplexe Interventionen und wurde basierend auf Theorien zu Erwachsenenbildung, Instruktionsdesign und Multimediadesign entwickelt. Die anhand von Kompetenzzielen festgelegten Inhalte (Sensibilisierung für Beeinflussungen, Interpretation und Berechnung von Risikoreduktionen) wurden anhand in der Komplexität steigender Beispiele und interaktiven Berechnungen vermittelt. Umfang und Schwierigkeit ist durch die Lernenden individualisierbar.

Die Pilotierung erfolgte mit Professionellen im Gesundheitswesen sowie Bürger:innen ohne medizinisches Vorwissen anhand einer qualitativen Machbarkeitsstudie hinsichtlich Akzeptanz, Anwendbarkeit und Verständlichkeit in einem iterativen Prozess aus Analyse und Revision. Die Datenerhebung erfolgte durch Think-Aloud und leitfadengestützte Interviews, die mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet wurden. Neben soziodemografischen Angaben wurden baseline selbsteingeschätzte Computer- und mathematische Fähigkeiten sowie Items des CHC-Tests zur Exploration des Wissens erhoben und deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Zwischen 01/2020 und 04/2021 wurden 22 Interviews mit 8 Laien sowie 14 Professionellen aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens und drei Revisionen durchgeführt. Insgesamt erwies sich das Tool als praktikabel und relevant. Identifizierte Barrieren für die Anwendbarkeit und Verständlichkeit wurden revidiert. Die Teilnehmenden berichteten eine Sensibilisierung für die Darstellungsform und Verbesserung der Interpretation von Risikoreduktionen. Schwierigkeiten bereitete Teilnehmenden die Berechnung im Zusammenhang mit geringerem mathematischen Verständnis. Der Anteil korrekter Antworten sank mit schwierigeren CHC-Items.

Schlussfolgerung: Das Tool bietet die Möglichkeit, die Interpretation von Risikoreduktionen in verschiedenen Zielgruppen zu adressieren und bestehende Bildungsangebote zu ergänzen. Die Überprüfung der Wirksamkeit in einem RCT sowie die Implementierung befinden sich aktuell in Planung.

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte.