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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Systematischen Reviews (mit GRADE) wird beim Update der PRISCUS-Liste potenziell inadäquater Medikation für ältere Menschen die höchste Relevanz beigemessen

Meeting Abstract

  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Nina-Kristin Mann - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Mahmoud Moussa - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • TIm Mathes - Universität Witten/Herdecke, Deutschland
  • Andreas Sönnichsen - Medizinische Universität Wien, Wien, Österreich
  • Petra Thürmann - HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal, Wuppertal, Deutschland; Universität Witten/Herdecke, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_3-09

doi: 10.3205/22ebm115, urn:nbn:de:0183-22ebm1158

Published: August 30, 2022

© 2022 Pieper et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Listen potentiell inadäquater Medikation (PIM) empfehlen, welche Arzneistoffe bei älteren Patienten vermieden werden sollten. Die in 2010 veröffentlichte und weit verbreitete PRISCUS-Liste war die erste ihrer Art in Deutschland. In der derzeitigen Aktualisierung (PRISCUS 2.0) wurden erstmals auch systematische Übersichtsarbeiten (SÜ) für einzelne Wirkstoffe erstellt. Ziel der vorliegenden Studie war es herauszufinden, welche zur Verfügung gestellten Informationsquellen bei der Einstufung, ob es sich um ein PIM handelt, am wichtigsten eingeschätzt werden.

Methoden: Insgesamt 58 Expert:innen aus Österreich und Deutschland nahmen 2020 zur Bewertung ob Wirkstoffe PIM sind an einer Delphi-basierten Studie teil. Dabei erhielten sie wirkstoffbezogen folgende Informationen in aufbereiteter Form: Fachinformation, Internationale PIM-Listen, Auszug aus Micromedex, weitere Literatur, Certainty of evidence nach GRADE (basierend auf SÜ zu den am häufigsten verordneten PIM) und Anticholinerge Last. In 2021 wurde eine anonyme Nachbefragung (ein Reminder) via Lime Survey zur Bedeutsamkeit der Informationen durchgeführt. Die Antworten zum Einfluss der Informationsquelle hinsichtlich der Einschätzung als PIM, wurden auf einer Likert-Skala von 1 (überhaupt kein Einfluss) bis 5 (ganz entscheidender Einfluss) angegeben.

Ergebnisse: Es nahmen 62% (36/58) der Teilnehmer:innen vollständig teil. Ein Großteil (83%; 30/36) stimmte bzw. stimmte überwiegend der Aussage zu, dass die aufbereiteten Informationen einfach zu verstehen waren. Am einflussreichsten wurden die Informationen aus SÜ eingeschätzt (Mittelwert 4,2; Standardabweichung 1,0) gefolgt von Anticholinerge Last (3,9; 1,1), Fachinformation (3,7; 1,0), internationale PIM-Listen (3,7; 1,3), weitere Literatur (3,5; 1,1) und Auszug aus Micromedex (2,9; 1,3). Nur 22% (8/36) der Befragten gab an auch ohne die zur Verfügung gestellten Informationen zur selben Einschätzung gelangt zu sein.

Schlussfolgerung: SÜ mit GRADE-Bewertung wurde die höchste Relevanz bei gleichzeitig guter Verständlichkeit bei der Erstellung von PIM Listen beigemessen. Internationale PIM-Listen, die bislang eher expertenbasiert erstellt werden, sollten Evidenzsynthesen durchführen und in ihre Urteilsfindung einbeziehen. Eine Limitation der Befragung ist, dass nur für einen Teil der Wirkstoffe SÜ durchgeführt werden konnten.

Förderung: BMBF 01KX1812

Interessenkonflikte: Es bestehen keine Interessenkonflikte