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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Methoden zur Vorbereitung, Pilotierung und Durchführung der Datenextraktion in systematischen Übersichten: eine detaillierte Analyse von 152 Publikationen

Meeting Abstract

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  • Roland Brian Büchter - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Abteilung Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Deutschland
  • Alina Weise - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Abteilung Evidenzbasierte Versorgungsforschung, Deutschland
  • Dawid Pieper - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung (ZVF-BB), Deutschland; Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung (IVGF), Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_3-05

doi: 10.3205/22ebm111, urn:nbn:de:0183-22ebm1116

Published: August 30, 2022

© 2022 Büchter et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Interventionen sind in systematischen Übersichten (SÜ) oft unzureichend berichtet, was die Bewertung der Übertragbarkeit und Replikation in der Praxis erschwert. Zudem sind Fehler bei der Datenextraktion verbreitet. Unzureichende Extraktionsmethoden sind eine mögliche Ursache.

Methoden: Wir haben 152 SÜ analysiert: 75 im Mai und Juni 2020 konsekutiv publizierte Cochrane Reviews sowie eine Zufallsstichprobe von 77 im gleichen Zeitraum veröffentlichten SÜ aus Medline. Wir haben die SÜ mit den dazugehörigen Protokollen und Registereinträgen verknüpft und Informationen zu Aspekten der Vorbereitung, Pilotierung und Durchführung der Datenextraktion gesammelt. Ferner haben wir Daten zur Nutzung von Automatisierungsinstrumenten erfasst. Die Daten wurden durch einen Autor extrahiert, 20% der Extraktionen wurden durch eine zweite Person unabhängig vorgenommen.

Ergebnisse: Von den 152 SÜ haben: 77 (51%) die Verwendung eines standardisierten Extraktionsbogens berichtet; 42 (28%) Informationen zur Art des Bogens (z.B. generisch, adaptiert); 24 (16%) zur Pilotierung; 58 (38%) zu den gesammelten Daten; 133 (88%) zur Extraktionsmethode (z.B. unabhängig durch zwei Personen); 107 (70%) zur Klärung von Diskordanzen in der Extraktion; 103 (68%) berichteten Methoden zur Beschaffung fehlender Daten; 52 (34%) Prozeduren zur Vermeidung von Datenfehlern und 47 (31%) Methoden zum Umgang mit multiplen Studienberichten. Die Berichtsqualität war in Cochrane Reviews höher als in Medline-publizierten SÜ. In 10 SÜ wurden die Datenextraktionsbögen mitveröffentlicht (7%). Mit Ausnahme von RevMan und GRADE GDT in Cochrane Reviews setzten nur wenige SÜ Software zur (Semi-)Automatisierung ein. Covidence war das am häufigsten eingesetzte Automatisierungsinstrument und wurden in 18 SÜ zur Studienselektion (12%) und 9 SÜ zur Datenextraktion (6%) eingesetzt.

Schlussfolgerung: Die derzeit in SÜ eingesetzten Methoden der Datenextraktion scheinen – insbesondere für in Fachzeitschriften publizierte SÜ – uneinheitlich und oft unzureichend zu sein. Dies liefert eine Erklärung für Probleme, unter anderem der Anwendbarkeit. Ein methodischer Mindeststandard erscheint wünschenswert. Die Veröffentlichung von Extraktionsbögen würde die Transparenz erhöhen. Wenige Autorengruppen scheinen sich Automatisierungssoftware zur Optimierung von Arbeitsschritten bei der Erstellung von SÜ zu Nutze zu machen, um etwa Ressourcen zu sparen, die Fehleranfälligkeit zu senken und die Dokumentation zu unterstützen.