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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Und dann kamen die Wellen – Rekrutieren zu Zeiten einer Pandemie

Meeting Abstract

  • Lisa Peter - Charité – Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Judith Stumm - Charité – Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Cornelia Wäscher - Charité – Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Christoph Heintze - Charité – Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland
  • Susanne Döpfmer - Charité – Universitätsmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-2_3-01

doi: 10.3205/22ebm100, urn:nbn:de:0183-22ebm1006

Published: August 30, 2022

© 2022 Peter et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Das BMBF-geförderte Projekt COMPASS II-Navicare hat das Ziel, Berliner Hausarztpraxen für den Aufbau einer Kooperation zu einem Pflegestützpunkt (PSP) zu gewinnen. Während einer Interventionszeit von einem Jahr können multimorbide Patient:innen mit sozialem Beratungsbedarf von den Hausarztpraxen an die PSP überwiesen werden. Nach der Beratung geben die PSP eine Rückmeldung über die Beratungsinhalte an die Hausarztpraxen.

Der geplante Zeitraum für die Rekrutierung der Hausarztpraxen fiel mit der Corona-Pandemie zusammen.

Kann eine Rekrutierung in Hausarztpraxen – unter Bedingungen einer erhöhten Arbeitsbelastung in den Praxen wie während einer Pandemie - gelingen und wenn ja, wie? Was lernen wir aus Rekrutierungsversuchen für zukünftige Projekte?

Methoden: Unterschiedliche Rekrutierungsmethoden wurden angewandt: postalisches Anschreiben im klassischen Design an alle KV-Hausärzt:innen der beiden teilnehmenden Stadteile, postalisches Anschreiben mit Elementen wie QR-Code zu Videoprojektvorstellung, wiederholte Einladungen zu Infoveranstaltungen und Kooperationstreffen, „cold calls“ in Praxen in direkter Nähe von PSP. Im Rahmen sich abzeichnender Rekrutierungsschwierigkeiten wurde die Rekrutierungsphase verlängert, ein verspäteter Projekteinstieg sowie individuelle Lösungsmöglichkeiten zur Erleichterung des Projekteinstiegs angeboten.

Ergebnisse: Die meisten Praxen konnten durch postalisches Anschreiben (n=20) und wiederholte Kontaktaufnahmen (n=22) für eine Projektteilnahme interessiert werden. Nur ein Teil der ursprünglich Interessierten willigte letztlich in eine Projektteilnahme (n=10) ein. Als Grund für eine Nichtteilnahme von Interessierten wurde mehrheitlich das Pandemie-bedingte erhöhte Arbeitsaufkommen in den Hausarztpraxen angeführt. Viele Praxen gaben dennoch an, einen großen Mehrwert und Nutzen in einer Kooperation mit einem PSP zu sehen.

Schlussfolgerung: Erst durch die Kombination mehrerer Strategien konnten Interessenten rekrutiert werden. Ein initiales Interesse ließ sich jedoch vielfach nicht in eine tatsächliche Studienteilnahme überführen. Dies könnte an den Pandemie-bedingten Umständen liegen, aber auch an einem zu hohen Aufwand für eine Studienteilnahme.

In Zeiten eines absehbar erhöhten Arbeitsaufwandes in den Praxen ist eine frühzeitige Neubewertung der ursprünglichen Studienplanung und Anpassung der Rekrutierungsstrategie erforderlich.