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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Schnell bereitgestellt und gut angenommen: erste Evaluationsergebnisse zur digitalen Hebammenbetreuung unter Corona-Bedingungen

Meeting Abstract

  • Dagmar Hertle - Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung, bifg, Deutschland
  • Luisa Schumacher - Hochschule für Gesundheit, Stabsstelle Forschung und Transfer, Deutschland
  • Nikolaus Schmitt - Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung, bifg, Deutschland
  • Nicola Bauer - Hochschule für Gesundheit, Studienbereich Hebammenwissenschaft, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-2_4-01

doi: 10.3205/22ebm091, urn:nbn:de:0183-22ebm0916

Published: August 30, 2022

© 2022 Hertle et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Zur Sicherstellung der Hebammenversorgung unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wurden im März 2020 in Deutschland erstmals digitale Hebammenleistungen ermöglicht. Ein Jahr nach der Änderungsvereinbarung mit dem GKV-Spitzenverband zur Erbringung digitaler Leistungen wurde dieses neue Angebot – auch im Hinblick auf eine weitere Verstetigung – erstmals evaluiert.

Methoden: Im Februar und März 2021 wurde eine Querschnittstudie durchgeführt mit zeitgleicher Online-Befragung freiberuflicher Hebammen und von Frauen, die zwischen Mai und November 2020 ein Kind zur Welt gebracht haben. Ziel war es, Angebot, Inanspruchnahme und Zufriedenheit mit der digitalen Hebammenbetreuung in Schwangerschaft und Wochenbett zu erheben und von Seiten der Hebammen und der Nutzerinnen Hinweise auf Chancen, Potential und Herausforderungen zu erhalten.

Ergebnisse: 1.821 Mütter und 1.551 Hebammen gaben Rückmeldung. Rund ein Drittel der antwortenden Frauen hatten in Schwangerschaft und/oder Wochenbett digitale Hebammenleistungen in Anspruch genommen und bewerteten diese Leistungen zu über 80% positiv. Die Hälfte der Hebammen gab an, digitale Leistungen angeboten zu haben und wünschte sich eine Fortsetzung dieser Betreuungsmöglichkeit. Es wurden aber nicht alle Angebote als gleich gut geeignet für die digitale Umsetzung angesehen. Kurse und Beratungen wurden häufiger digital in Anspruch genommen als die Wochenbettbetreuung, die auch aus Sicht der Hebammen oft die Betreuung in Präsenz erfordert. Mütter und Hebammen sahen gleichermaßen die Vorteile im Infektionsschutz sowie in der Zeit- und Wegeersparnis. Als Chancen sahen die Hebammen vor allem die Möglichkeit, flexibler zu arbeiten und ggf. mehr Frauen betreuen zu können. Herausforderungen sahen sie vor allem in der fehlenden Möglichkeit der körperlichen Untersuchung. Die meisten Frauen (84,3%) sahen keine Herausforderungen, wünschten sich aber dennoch auch persönlichen Kontakt zur Hebamme und Vernetzung zu anderen Frauen.

Schlussfolgerung: Die Corona-Pandemie hat auch in der Hebammenversorgung einen Digitalisierungsschub bewirkt. Die digitalen Angebote wurden schnell umgesetzt und von den Frauen gut angenommen und können die Betreuung in Präsenz sinnvoll ergänzen. Chancen und Weiterentwicklungsmöglichkeiten sollten genutzt werden.

Interessenkonflikte: Keine


Literatur

1.
Bauer NH, Schlömann L. Digitale Hebammenbetreuung im Kontext der Covid-19-Pandemie – Ein Kooperationsprojekt zwischen der BARMER, dem Deutschen Hebammenverband eV und der Hochschule für Gesundheit Bochum Abschlussbericht vom 31.8.2021. Bochum: Hochschule für Gesundheit Bochum; 2021. Available from: https://www.bifg.de/news/2021-digitale-hebammenbetreuung-im-kontext-der-covid-19-pandemie External link