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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Analyse der Assoziation körperlicher Alltagstätigkeiten mit einer verbesserten Prognose von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz

Meeting Abstract

  • Sigrid Boczor - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Anja Rakebrandt - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Marion Eisele - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Agatha Menzel - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Eva Blozik - Universität Zürich, Institut für Hausarztmedizin, Zürich, Schweiz
  • Jens-Martin Träder - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Institut für Allgemeinmedizin am Campus Lübeck, Deutschland
  • Stefan Störk - Universitätsklinikum Würzburg, Institut für Allgemeinmedizin, Würzburg, Deutschland
  • Christoph Hermann-Lingen - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Martin Scherer - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin, Hamburg, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_2-08

doi: 10.3205/22ebm080, urn:nbn:de:0183-22ebm0803

Published: August 30, 2022

© 2022 Boczor et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Internationale evidenzbasierte Leitlinien empfehlen körperliche Aktivität bei Herzinsuffizienz (HI), um Lebensqualität zu verbessern und Krankheitsprogresse zu verlangsamen. Günstige Effekte wurden gezeigt im Rahmen kardialer Rehabilitation, Herzklappeneingriffen und angeborenen Herzfehlern. Psychosozialer Distress (PSD) ist ein Hemmfaktor für körperliche Aktivität. Wir untersuchten, wie sich selbstberichtete körperliche Alltagstätigkeiten bei HI-Patient:innnen mit versus ohne PSD auf eine verbesserte Prognose im Vergleich zu körperlich inaktiven HI-Patient:innnen auswirken.

Methoden: Daten von 3.164 HI Patient:innen (45% Frauen, mittleres Alter 74 Jahre) aus der RECODE-HF Kohortenstudie wurden ausgewertet. Für den kombinierten Endpunkt Krankenhausaufenthalt (KHA) oder Tod wurde eine Cox-Proportional-Hazard-Regression (Methode Einschluss; n = 2.780) mit dem Faktor PSD, körperlichen Alltagsaktivitäten mit einer Häufigkeit von ≥20% in der Stichprobe und den Interaktionen von PSD mit den jeweiligen körperlichen Aktivitäten berechnet. Adjustiert wurde für Baseline Alter und Geschlecht. Es werden Hazard Ratio (HR) und 95-Konfidenzintervall (CI95) angegeben.

Ergebnisse: Im Verlaufe eines Jahres ereigneten sich 649 Rehospitalisierungen und 73 Todesfälle. 30% der HI-Patient:innen wiesen eine PSD auf. Im Gegensatz zu Spaziergang (30 Min.), Hausarbeit, Gartenarbeit, Gymnastik und Fahrradfahren war die einzige Alltagstätigkeit bei aktiven HI-Patient:innen im Vergleich zu inaktiven nach 1 Jahr das Treppensteigen, das mit einer niedrigeren Rehospitalisierungs-/Todesrate assoziiert war (HR 0,755; CI95 0,604-0,944). PSD, Alter und männliches Geschlecht waren weitere unabhängige Risikofaktoren.

Schlussfolgerung: Unter den untersuchten körperlichen Alltagstätigkeiten von Patient:innen mit Herzinsuffizienz zeigte sich ungeachtet einer PSD hinsichtlich einer möglichen verbesserten Prognose einzig das Treppensteigen. Unklar ist noch, ob dies tatsächlich eine prognostisch wegweisende Alltagstätigkeit oder als ein Indikator für den körperlichen Allgemeinzustand zu betrachten ist. Weitere Forschungsarbeiten im Rahmen kontrollierter klinischer Studien können auf diesen Ergebnissen aufbauen. Insbesondere die Analyse von Kombinationen häufiger Komorbiditäten stellt ein weiteres Forschungsziel dar.

Interessenkonflikte: CHL receives royalties for the German HADS from Hogrefe Huber publishers. EB was employed by Helsana Health Insurances, Zürich, Switzerland. SB received fees for lecturers/statistical consulting of Asklepios Medical School GmbH. All other authors declare that they have no financial conflicts of interest. Non-financial conflicts of interest: ME and EB are members of the German College of General Practitioners and Family Physicians. MS is current President of the German College of General Practitioners and Family Physicians. SS is member of the German Cardiac Society and of the writing group of the National Guideline Heart Failure Care. CHL is current President of the German College of Psychosomatic Medicine, chairs its working group on Psychosomatics in Cardiology, is a member of the German Society for Cardiology and of other scientific societies for psychosomatic/behavioural medicine. All other authors declare that they have no nonfinancial conflicts of interest.