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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Pflanzliche Mittel zur Behandlung von unkomplizierter rezidivierender Urozystitis

Meeting Abstract

  • Richard Pentz - Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Robert Emprechtinger - State of Health, Österreich
  • Anja Laschkolnig - Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Doris Pfabigan - Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Isabel Soede - Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Heidi Stürzlinger - Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_2-07

doi: 10.3205/22ebm079, urn:nbn:de:0183-22ebm0792

Published: August 30, 2022

© 2022 Pentz et al.
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Hintergrund/Fragestellung: In diesem HTA wurde der Einsatz von Phytotherapeutika (PT) zur Behandlung von Frauen mit unkomplizierter rezidivierender Urozystitis (rUZ) untersucht. Die Bewertung der gesundheitsökonomischen, ethischen, sozialen, organisatorischen und rechtlichen Aspekte erfolgte im Bezug auf den Kontext in Deutschland.

Methoden: Der HTA-Bericht wurde gemäß dem aktuellen Methodenhandbuch des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) durchgeführt. Für die Domänen Nutzenbewertung und gesundheitsökonomische Bewertung wurden systematische Literatursuchen in MEDLINE, Embase, Cochrane Datenbanken und der HTA Database durchgeführt. Für die anderen Domänen wurden fokussierte Handsuchen durchgeführt. Nach Möglichkeit wurden Metaanalysen durchgeführt. Fünf Betroffene wurden durch persönliche Interviews miteingebunden.

Ergebnisse: Es wurden 15 RCTs eingeschlossen, von denen die Mehrheit Cranberry-Produkte untersuchte. Eine Metaanalyse von 6 Studien zeigte einen signifikanten Vorteil von Cranberry-Produkten im Vergleich zu Placebo bei der Vermeidung von Rezidiven. Allerdings ist die Mehrzahl der Studien von geringer methodischer Qualität und es besteht große Heterogenität bezüglich der Studiendesigns und der untersuchten Interventionen. Ergebnisse aus 2 Studien liefern Hinweise, dass Cranberry-Produkte weniger effektiv bei der Vermeidung von Rezidiven sind als Antibiotika. Die identifizierten gesundheitsökonomischen Studien liefern Hinweise, dass die Prophylaxe mit Cranberry-Produkten höhere Gesamtkosten verursacht als die Prophylaxe mit Antibiotika, betonen aber, dass potenzielle Kosten entstehender Antibiotikaresistenzen nicht abgeschätzt werden konnten. Die Evidenz zu anderen PT ist sehr gering, nur wenige Produkte wurden in RCTs untersucht. Eine große Auswahl an Produkten, die zur Behandlung von UZ gedacht sind, ist in Deutschland erhältlich, die Kosten müssen aber großteils von den Patient:innen getragen werden.

Schlussfolgerung: Die verfügbaren Daten liefern Hinweise, dass Cranberry-Produkte zur Vermeidung von Rezidiven effektiver als Placebo aber weniger effektiv als Antibiotika sind. Es besteht weiterer Forschungsbedarf, um den Nutzen anderer PT zu bewerten, eine größere Ergebnissicherheit bezüglich des Nutzens von Cranberry-Produkten zu erreichen (auch bezüglich der optimalen Zusammensetzung und Dosierung) und um Kosten entstehender Antibiotikaresistenzen in die Bewertung zu integrieren.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen haben bezüglich der vorliegenden Fragestellung keine Interessenskonflikte.