Article
Entwicklung von Therapieempfehlungen zum Umgang mit Off‐label‐Use von Arzneimitteln in der Palliativmedizin
Search Medline for
Authors
Published: | August 30, 2022 |
---|
Outline
Text
Hintergrund/Fragestellung: Zentrales Element der palliativmedizinischen Behandlung ist die Kontrolle belastender Symptome von schwerkranken und sterbenden Menschen [1]. Dabei werden bis zu 50% der Arzneimittel (AM) außerhalb der Zulassung eingesetzt (Off-Label-Use, OLU), z.B. in abweichender Indikation, Applikationsart oder Dosierung [2]. Beim OLU müssen immer haftungsrechtliche und kostenerstattungstechnische Fragestellungen, vor allem aber die potentiellen Patient:innenrisiken durch ein nicht ausreichend geprüftes AM in Betracht gezogen werden. Im klinischen Alltag fehlen jedoch oft Zeit und Ressourcen, um für jede Therapie auf Basis der aktuellen Literatur und zur Verfügung stehender Alternativen eine patientenindividuelle Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen. Konkrete, konsens- und evidenzbasierte Therapieempfehlungen sind bislang nur sehr begrenzt verfügbar. Ziel dieses Projektes ist die Entwicklung von Therapieempfehlungen zum OLU palliativmedizinisch bedeutsamer AM.
Methoden: Nach Identifikation relevanter Arzneistoffe und Indikationen wird für jedes AM und dessen Anwendung eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Cochrane, Medline und Embase durchgeführt, um relevante Publikationen zu identifizieren. Anschließend wird die Evidenz extrahiert und nach dem SIGN-Grading-System evaluiert. Auf Basis dieser Daten werden konkrete OLU-Therapieempfehlungen formuliert und über ein internetbasiertes Delphiverfahren von palliativmedizinisch tätigen Expert:innen aus Medizin, Pharmazie und Pflege in Deutschland konsentiert.
Vorläufige/erwartete Ergebnisse, Ausblick: Die Ergebnisse werden in Form von ca. 90 AM-Monographien auf einer kostenfrei zugänglichen Internetseite für Fachkreise ab 2023 zur Verfügung gestellt werden. Ärzt:innen, Apotheker:innen oder Pflegende der allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung sollen hierdurch eine umfassende evidenzbasierte und konsentierte Informationsquelle als Unterstützung beim OLU im klinischen Alltag erhalten. Die Empfehlungen werden auch Informationen zu zugelassenen bzw. besser dokumentierten Alternativen, mögliche nicht-medikamentöse Maßnahmen und Parameter zur Überwachung des Therapieerfolgs beinhalten. Durch dieses seit Anfang 2021 von der Deutschen Krebshilfe geförderte Projekt [Fördernummer 70113910] soll eine Informationslücke geschlossen und ein niedrigschwelliger Zugang zu konkreten und evidenzbasierten Empfehlungen ermöglicht werden, um einen wichtigen Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit zu leisten.
Interessenkonflikte: Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.
Literatur
- 1.
- Rémi C, Bausewein C, Twycross R, Wilcock A, Howard P, editors. Arzneimitteltherapie in der Palliativmedizin. 2nd ed. München: Urban & Fischer; 2015.
- 2.
- Rémi C, Bausewein C. Zum Umgang mit Off-Label-Use in der Palliativmedizin. Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin; 2020. Available from: https://www.dgpalliativmedizin.de/images/RZ_200219_Offlabel_DS_ONLINE_aktuell_v2.pdf
- 3.
- Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP). Leitlinienprogramm Onkologie, Erweiterte S3-Leitlinie Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht-heilbaren Krebserkrankung Langversion 2.2 - September 2020. AWMF-Registernummer: 128/001OL 2020. Available from: https://www.dgpalliativmedizin.de/images/stories/pdf/LL_Palliativmedizin_Langversion_2.2.pdf