gms | German Medical Science

23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Die Frühmobilisation von Intensivpatient:innen – eine Analyse des IST-Zustandes mit mobilisierenden Fachpersonen an einem Universitätsklinikum

Meeting Abstract

  • Amrei Christin Klamt - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professur für Pflegewissenschaft, Eichstätt, Deutschland
  • Jana Huber - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professur für Pflegewissenschaft, Eichstätt, Deutschland
  • Angelika Warmbein - LMU Klinikum München, Stabsstelle für klinische Pflegeforschung und Qualitätsmanagement, München, Deutschland
  • Ivanka Rathgeber - LMU Klinikum München, Stabsstelle für klinische Pflegeforschung und Qualitätsmanagement, München, Deutschland
  • Uli Fischer - LMU Klinikum München, Stabsstelle für klinische Pflegeforschung und Qualitätsmanagement, München, Deutschland
  • Inge Eberl - Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, Professur für Pflegewissenschaft, Eichstätt, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_1-07

doi: 10.3205/22ebm071, urn:nbn:de:0183-22ebm0712

Published: August 30, 2022

© 2022 Klamt et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund/Fragestellung:

1.
Welches Verständnis von Frühmobilisation liegt bei mobilisierendem Fachpersonal auf Intensivstationen vor?
2.
Wie wird Frühmobilisation auf Intensivstationen gestaltet?
3.
Welche Faktoren hemmen und welche Faktoren fördern die Durchführung der Frühmobilisation von Intensivpatient:innen?

Methoden: In einer qualitativen Querschnittstudie wurden Pflegefachpersonen, Physiotherapeut:innen und Ärzt:innen verschiedener Intensivstationen am LMU Klinikum München mittels halbstrukturierter Gruppendiskussionen und problemzentrierter Interviews befragt. Die Interviews wurden anhand der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring [1] kombiniert mit deduktiver und induktiver Kategorienbildung nach Kuckartz [2] ausgewertet. Die Gruppendiskussionen wurden nach der dokumentarischen Methode [3] analysiert.

Ergebnisse:

1.
Es gibt uneinheitliche Einstellungen zum Frühmobilisationsbeginn. Einige Befragte sprechen von Mobilisationsversuchen in Aufwachphasen von Patient:innen unabhängig von den klinischen Parametern, andere machen den Beginn abhängig von klinischen Parametern wie Hämodynamik.
2.
Es gibt kein Stufenschema für Frühmobilisationsdurchführungen. Die Befragten wenden eigene Konzepte an, die teilweise an Stufenschemata angelehnt sind. Physiotherapie und Pflege sind standardmäßig für die Frühmobilisation von Intensivpatient:innen zuständig, Ärzt:innen kommen nur hinzu, wenn die Patient:innen besondere Therapien, wie z. B. ECMO-Therapien, erhalten.
3.
Als hemmende Faktoren werden fehlendes Personal und Equipment, Zeitdruck, mangelnde Motivation von Personal oden und mangelnde Kooperation im interdisziplinären Team angeführt. Die fördernden Faktoren sind angemessene Absprachen im interdisziplinären Team, motiviertes Personal bzw. Patient:innen, zeitliche und personale Ressourcen, geschultes Personal, genug Hilfsmittel.

Schlussfolgerung: Frühmobilisation wird von mobilisierendem Fachpersonal sehr unterschiedlich eingeschätzt. Die Gestaltung der Frühmobilisation scheint am LMU Klinikum zwar an Stufenschemata angelehnt zu sein, ein einheitliches Mobilisationsschema nach dem alle Patient:innen frühmobilisiert werden, gibt es jedoch nicht.

Zur Durchführung von Frühmobilisation sollten genügend Hilfsmittel, personelle und zeitliche Ressourcen sowie eine gute Zusammenarbeit im interdisziplinären Team vorhanden sein.

Interessenkonflikte: Keine


Literatur

1.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12th ed. Weinheim: Beltz; 2015.
2.
Kuckartz U. Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. 6th ed. Weinheim, Basel: Beltz Juventa; 2016.
3.
Bohnsack R. Dokumentarische Methode. In: Buber R, Holzmüller HH, eds. Lehrbuch. Qualitative Marktforschung: Konzepte – Methoden – Analysen. 2nd ed. Wiesbaden: Gabler, GWV;2009. p. 318-30.