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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Wirksamkeit und Sicherheit eines evidenzbasierten Versorgungspfades zur Verbesserung von Mobilität und Teilhabe für ältere Patient:innen mit Schwindel und Gleichgewichtsstörungen in der Primärversorgung: Darstellung der Methoden

Meeting Abstract

  • Caren Horstmannshoff - Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Rosenheim, Deutschland
  • Stefanie Skudlik - Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Rosenheim, Deutschland
  • Jenny Petermann - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin / Medizinische Klinik und Poliklinik III, Dresden, Deutschland
  • Theresia Lechner - Technische Hochschule Rosenheim, Zentrum für Forschung, Entwicklung und Transfer, Rosenheim, Deutschland
  • Petra Bauer - Technische Hochschule Rosenheim, Fakultät für Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaften, Rosenheim, Deutschland
  • Karen Voigt - Technische Universität Dresden, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Bereich Allgemeinmedizin / Medizinische Klinik und Poliklinik III, Dresden, Deutschland
  • Martin Müller - Technische Hochschule Rosenheim, Fakultät für Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaften, Rosenheim, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPOS-1_1-06

doi: 10.3205/22ebm070, urn:nbn:de:0183-22ebm0705

Published: August 30, 2022

© 2022 Horstmannshoff et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Viele ältere Menschen leiden unter Schwindel und Gleichgewichtsstörungen (VDB) und deren Auswirkungen auf ihren Alltag. Ursachen für VDB sind multifaktoriell und komplex und stellen die Primärversorgung vor Herausforderungen. Um diesen zu begegnen, wurde ein evidenzbasierter, multidisziplinärer Versorgungspfad (CPW) als komplexe Intervention im Sinne der Richtlinie des UK Medical Research Council entwickelt und pilotiert [1].

Ziel dieser Studie ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit des CPW in Bezug auf die Verbesserung der Mobilität und Teilhabe bei älteren Menschen mit VDB in der Primärversorgung zu evaluieren.

Methoden: Die cluster-randomisierte kontrollierte Studie (C-RCT) findet in zwei Zentren in Oberbayern und Sachsen ab Januar 2022 statt. In 12 Hausarztpraxen (Cluster) sollen 120 Personen über 60 Jahre und mit VDB rekrutiert werden.

In der Interventionsgruppe wird der entwickelte Versorgungspfad angewendet, welcher im Kern aus einer standardisierten Entscheidungshilfe für Hausärzt:innen und einem Decision Tree für Physiotherapeut:innen sowie Schulungs- und Coachingmaßnahmen besteht. Die Intervention wird mit der optimierten Standardversorgung verglichen. Hausärzt:innen der Kontrollgruppe erhalten eine Fortbildung zur Leitlinie akuter Schwindel [2]. Das primäre Outcome (Auswirkung von VDB auf die Mobilität und Teilhabe) wird mit dem Dizziness Handicap Inventory erhoben. Sekundäre Endpunkte sind die körperliche Aktivität, Gleichgewicht, Stürze, Sturzangst und Lebensqualität. Die Messungen finden vor der Intervention, nach vier Monaten und sechs Monaten statt. Verhaltensänderungen der Teilnehmenden sowie Barrieren, Förderfaktoren und Wirkungsmechanismen der Implementierung werden mit einer umfassenden Prozessevaluation im Mixed-methods-Design untersucht [3].

Ergebnisse: Mit den Ergebnissen soll ein Beitrag zu einer verbesserten evidenzbasierten Gesundheitsversorgung von älteren Menschen mit VDB in der Primärversorgung geleistet werden.

Schlussfolgerung: Die Versorgung von älteren Patient:innen mit VDB ist eine multidisziplinäre Aufgabe, deren Koordination oft von Hausärzt:innen übernommen wird. Hierfür wird ein CPW in die Versorgung implementiert und auf Wirksamkeit unter den Aspekten der Mobilität und Teilhabe in einem C-RCT evaluiert. Bei positiver Evaluation und abschließenden iterativen Prozessen hat die komplexe Intervention das Potential in die Versorgung der Hausärzt:innen und Physiotherapeut:innen aufgenommen zu werden.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass sie keine Interessenkonflikte haben. Die Studie wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Die Sponsoren der Studie haben keinen Einfluss auf die Planung, Durchführung und Veröffentlichung der Ergebnisse.


Literatur

1.
Seckler E, Regauer V, Krüger M, Gabriel A, Hermsdörfer J, Niemietz C, Bauer P, Müller M. Improving mobility and participation of older people with vertigo, dizziness and balance disorders in primary care using a care pathway: feasibility study and process evaluation. BMC Fam Pract. 2021 Apr 2;22(1):62. DOI: 10.1186/s12875-021-01410-2 External link
2.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter Schwindel in der Hausarztpraxis S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer 053-018. AWMF;2016. Available from: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/053-018.html External link
3.
Grant A, Treweek S, Dreischulte T, Foy R, Guthrie B. Process evaluations for cluster-randomised trials of complex interventions: a proposed framework for design and reporting. Trials. 2013 Jan 12;14:15.DOI: 10.1186/1745-6215-14-15 External link