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Mikrosimulation des nationalen Hautkrebsscreenings – eine Methode zum Vergleich unterschiedlicher Screening-Szenarien
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Published: | August 30, 2022 |
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Hintergrund/Fragestellung: In Deutschland wurde 2008 das nationale Hautkrebsscreening (HKS) eingeführt. Für eine Senkung der hautkrebsspezifischen Mortalität durch das HKS gibt es nur schwache Evidenz [1]. Experimentelle und Beobachtungsstudien sind in der Durchführung zeit- und ressourcenaufwändig. Das Projekt Pertimo entwickelt und erprobt verschiedene Ansätze zur sekundärdatengestützten Evaluation der Hautkrebsfrüherkennung in Deutschland, unter anderem ein Mikrosimulationsmodell.
Methoden: Im Natural-history-Modell wird ein hautkrebsbezogener Lebenslauf – von Geburt über Erkrankungsbeginn, Diagnose und Behandlung bis zum Tod – unter „natürlichen“ Gegebenheiten, d. h. ohne Screening, nachempfunden. Zur Simulation der Zeitspannen zwischen den Ereignissen wurden Daten aus der Literatur, dem Zentrum für Krebsregisterdaten und Sterbetafeln verwendet. Eine Validierung fand an Krebsregisterdaten statt.
Im Interventionsmodell wird das Natural-history-Modell um mögliche Screeninginterventionen erweitert. Kostendaten wurden aus Leitlinien und DAK-Versicherungsdaten ermittelt. Für Melanom, Plattenepithelkarzinom (SCC) und Basalzellkarzinom (BCC) wurden separate Modelle zum Zeitverlauf von Inzidenz, Mortalität und Kosten entwickelt. Für verschiedene Screening-Szenarien (z. B. kein Screening und aktuell praktiziertes Screening) wurden für eine Population von 100.000 Frauen bzw. Männern je 10.000 Simulationen durchgeführt.
Die Modellierung wurde bezüglich ihrer Eignung zur HKS-Evaluation bewertet.
Ergebnisse: Mikrosimulationen für Melanom, SCC und BCC sind prinzipiell machbar, aber für BCC mangels aussagekräftiger Daten nur eingeschränkt sinnvoll. Die Mortalität für SCC wird im Modell eher überschätzt. Das Modell kann für beliebige Screening-Szenarien angepasst werden. Mit zunehmender Modellkomplexität müssen zunehmend Annahmen getroffen werden, zu denen es nur wenige publizierte Informationen gibt, was die Unsicherheit der Modellergebnisse steigert. Ein weiterer beschränkender Faktor liegt im hohen Rechenaufwand.
Schlussfolgerung: Insgesamt bieten Mikrosimulationen für die Bewertung des HKS einen Mehrwert zu experimentellen und Beobachtungsstudien, indem das verfügbare Wissen aus verschiedenen Quellen kombiniert wird. Für das HKs können nun verschiedene Screeningszenarien bzgl. verschiedener Endpunkte verglichen werden, z.B. ein zwei- mit einem dreijährigen Screeningintervall. Solche Auswertungen können wichtige Hinweise für die weitere Optimierung des HKS geben.
Interessenkonflikte: Keine.