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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Beurteilung der Übereinstimmung von Behandlungsentscheidungen in gesundheitlichen Krisen mit dem Behandlungswillen – Reliabilitätsprüfung eines neu entwickelten Instrumentes

Meeting Abstract

  • Nancy Thilo - Universitätsmedizin Göttingen, Institut für Allgemeinmedizin, Göttingen, Deutschland
  • Tanja Riester - Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD), Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland
  • Kornelia Götze - Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD), Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland
  • Georg Marckmann - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Michael Pentzek - Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD), Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland
  • Christine Reisinger - Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, München, Deutschland
  • Stephanie Enger - Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Deutschland
  • Jürgen in der Schmitten - Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD), Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Düsseldorf, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmVS-3-04

doi: 10.3205/22ebm030, urn:nbn:de:0183-22ebm0303

Published: August 30, 2022

© 2022 Thilo et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Advance Care Planning will die Übereinstimmung von Behandlungsentscheidungen mit dem Behandlungswillen fördern. Es fehlen reliable und valide Methoden zur Messung des komplexen Outcomes. Dabei stellen sich zwei Herausforderungen: Die Identifikation von potentiell lebensbedrohlichen Ereignissen (PLE) und dazugehöriger Behandlungsentscheidungen (BE) sowie die Bestimmung der Kongruenz von BE und den Behandlungspräferenzen. Im Rahmen der BEVOR-Studie mit Pflegeheimbewohnern wurde ein Instrument zur Beurteilung der Behandlungskongruenz mit dem Bewohnerwillen in gesundheitlichen Krisen entwickelt. Unsere Studienfrage lautet: Kommen Studienmitarbeitende der BEVOR-Studie (Rater) anhand vorliegender Fallakten bei der Verwendung des Instruments zu übereinstimmenden Ergebnissen?

Methoden: Für die Identifikation eines PLE wurden von einer Expertengruppe eine Liste mit Symptomen und Erkrankungen erarbeitet und BE vordefiniert. In einer Reliabilitätstestung wurde die Übereinstimmung zwischen 5 Ratern von insgesamt 27 BE überprüft, die bei Bewohnern in Pflegeheimen getroffen wurden. Die Rater erhielten Fallakten mit folgenden Inhalten zu den BE: Fotokopien relevanter Ausschnitte der Bewohnerakten, Audioaufnahmen der Kurzbefragungen von Bewohnern, Vertretern und Pflegenden. Durch die Synthese der Informationen wird ein globales Urteil zur Frage der Behandlungskongruenz und Qualität des Entscheidungsprozesses gebildet. Für die statistische Auswertung der insgesamt 135 Urteile (5x27) wurde Randolph´s κ berechnet.

Ergebnisse: Bei der Beurteilung des Items „Behandlungskongruenz mit dem Behandlungswillen“ liegt eine gute Interrater-Reliabilität vor (κ=0.71 [KI:0.55-0.86]), bei der „Erläuterung der Entscheidungssituation“ und der „Erläuterung der Handlungsmöglichkeiten“ eine akzeptable (κ=0.45 [0.28-0.62]; κ=0.43 [0.25-0.62]) und bei den Items „Gelegenheit der Abwägung von Handlungsmöglichkeiten“ und „Unterstützung bei der letztendlichen Entscheidung“ eine unzureichende (κ=0.37 [KI: 0.24-0.50]; κ=0.32 [KI: 0.19-0.45]).

Schlussfolgerung: Auf der Basis von vordefinierten PLE und BE sowie Fallakten von Bewohnern ist eine Einschätzung der Behandlungskongruenz möglich. Die Pilot-Untersuchung liefert wichtige Hinweise auf Potenzial und Schwierigkeiten bei der Bewertung der Behandlungskongruenz mit dem Bewohnerwillen und auf Möglichkeiten, das Instrument zu optimieren. Eine erneute Reliabilitätstestung mit modifiziertem Instrument ist geplant.

Interessenkonflikte: Die Autor:innen erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.