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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Mechanismus des Zugangs zur Hebammenversorgung: Stellschraube für Bedarfsgerechtigkeit

Meeting Abstract

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  • Manuela Raddatz - Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland; Hochschule Osnabrück, Verbund Hebammenwissenschaft, Osnabrück, Deutschland
  • Friederike zu Sayn-Wittgenstein - Universität Witten/Herdecke, Department für Pflegewissenschaft, Witten, Deutschland; Hochschule Osnabrück, Verbund Hebammenwissenschaft, Osnabrück, Deutschland

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmVS-7-05

doi: 10.3205/22ebm026, urn:nbn:de:0183-22ebm0267

Published: August 30, 2022

© 2022 Raddatz et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Hebammenhilfe ist Teil der gesundheitlichen Grundversorgung der Bevölkerung [1]. Seit einem Jahrzehnt steht die Knappheit für einzelne Leistungen und in einzelnen Regionen im Fokus von Forschung und öffentlicher Diskussion [2],[3]. Es wird davon ausgegangen, dass die Versorgungsbedarfe von Frauen und Familien nicht mehr flächendeckend gedeckt werden [2], [3]. Inwiefern dies auch für eine überwiegend ländliche Region Niedersachsens, die Region Osnabrück-Emsland, zutreffend ist, wurde im Projekt ROSE untersucht. Eine der Fragestellungen des Projekts behandelt die Gestaltung des Zugangs zur Hebammenhilfe: Wann wird mit der Suche nach einer Hebamme begonnen und welche Informationswege werden genutzt? Wie schwierig bzw. erfolgreich gestaltet sich der Zugang von Frauen zu Hebammenleistungen?

Methoden: Eine Querschnittsbefragung einer Zufallsstichprobe von Frauen, die zwischen Juli 2018 und Juni 2019 in der Region geboren hatten, wurde mit einem Rücklauf von 20% (N= 629) realisiert. Es wurden deskriptive sowie inferenz-statistische Analysen und Inhaltsanalysen von Freitexten durchgeführt.

Ergebnisse: Die befragten Frauen begannen sehr früh in der Schwangerschaft mit der Suche nach einer Hebamme für die Wochenbettbetreuung. Die Suche erfolgte überwiegend über Familie und Freunde sowie über das Internet. Die Befragten haben im Mittel 2,4 Hebammen kontaktiert. Mehrgebärende mussten bei ihrer Suche statistisch signifikant weniger Hebammen kontaktieren und bewerteten die Suche statistisch signifikant häufiger als einfach. Die Freitextanalyse deckte auf, dass Hebammen Frauen eher eine Betreuungszusage gaben, wenn sie sie bereits von vorangegangenen Schwangerschaften kannten.

Schlussfolgerung: Frauen unserer Stichprobe zeigen eine weniger schwierige Hebammensuche als in anderen Studien [3]. Dennoch führt die wahrgenommene Knappheit zu dem Trend, immer früher in der Schwangerschaft eine Hebamme zu buchen, auch wenn Leistungen erst nach der Geburt in Anspruch genommen werden möchten. Sind Versorgungskapazitäten weit im Voraus ausgebucht oder für Mehrgebärende reserviert, bestehen wenig Chancen, kurzfristige Versorgungsanfragen von Erstgebärenden oder Frauen mit fehlender Kenntnis des Zugangsmechanismus erfüllen zu können um auch deren Versorgungsbedarf zu decken. Eine Reformierung des Zugangsmechanismus zur Hebammenversorgung, gekoppelt an eine (kleinräumige) Bedarfsplanung, erscheint notwendig, wenn auch nicht hinreichend, um Zugangs- und damit Bedarfsgerechtigkeit erreichen zu können.

Interessenkonflikte: Die Autorinnen versichern, dass keine Interessenskonflikte in Bezug auf den vorgelegten Beitrag bestehen.


Literatur

1.
United Nations Population Fund, International Confederation of Midwives, World Health Organization. State of the world's midwifery 2021. New York: United Nations Population Fund; 2021. [cited 2021 Oct 30]. Available from: https://www.unfpa.org/sites/default/files/pub-pdf/21-038-UNFPA-SoWMy2021-Report-ENv4302.pdf External link
2.
Albrecht M, Loos S, Sander M, Schliwen A, Wolfschütz A. Versorgungs- und Vergütungssituation in der außerklinischen Hebammenhilfe: Ergebnisbericht für das Bundesministerium für Gesundheit. Berlin: IGES; 2012 [cited 2021 Oct 30] Available from: https://www.iges.com/sites/igesgroup/iges.de/myzms/content/e6/e1621/e10211/e5207/e7415/e7417/e7419/attr_objs12656/IGES_Institut_Gutachten_Hebammenhilfe_ger.pdf External link
3.
Bauer N, Blum K, Löffert S, Luksch K. Gutachten zur Situation der Hebammenhilfe in Hessen: Gutachten des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) und der Hochschule für Gesundheit (hsg) Bochum, StB Hebammenwissenschaft für das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI) – Auszug. Bochum, Düsseldorf: DKI; 2019 [cited 2021 Oct 30]. Available from: https://www.dki.de/sites/default/files/2020-08/gutachten_-_hebammen_in_hessen_-_erste_erkenntnisse_3.pdf External link