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23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria: Empfehlungen gegen medizinische Überversorgung in Österreich

Meeting Abstract

  • Anna Glechner - Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Verena Mayr - Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Karl Horvath - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • Thomas Semlitsch - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • Klaus Jeitler - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • Andrea Siebenhofer - Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung, Medizinische Universität Graz, Graz, Österreich
  • Gerald Gartlehner - Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Donau-Universität Krems, Österreich
  • Jana Meixner - Cochrane Österreich, Department für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation, Donau-Universität Krems, Österreich

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmVS-1-01

doi: 10.3205/22ebm018, urn:nbn:de:0183-22ebm0181

Published: August 30, 2022

© 2022 Glechner et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Seit 2017 gibt es in Österreich das Projekt "Gemeinsam gut entscheiden – Choosing Wisely Austria", das sich gegen medizinische Überversorgung einsetzt und die Ärzte und Ärztinnen in ihrer täglichen Arbeit unterstützt. Medizinische Fachgesellschaften aus Österreich erstellen Top-Listen an diagnostischen Tests oder Behandlungen, die sich für die meisten Patient:innen, denen sie üblicherweise verschrieben werden, nicht als vorteilhaft erweisen.

Methoden: Aus einem Pool wählen Expert:innen vor Überversorgung schützen. Der Pool setzt sich aus internationalen Choosing-Wisely(CW)-Empfehlungen oder Vorschlägen von Fachgesellschaften zusammen, die hinsichtlich ihrer Verlässlichkeit überprüft werden. Wichtige Kriterien für die Bewertung sind u.a., ob die Empfehlungen auf einer systematischen Literatursuche basieren oder ob ein systematischer Review als Beleg zitiert wird. Bei der Entwicklung der Empfehlung sollten mehrere Berufsgruppen und auch Patient:innen beteiligt sein. Der Prozess der Abstimmung der Expert:innen sollte transparent sein.

Ergebnisse: Fünf österreichische medizinische Fachgesellschaften erstellten Top-Listen mit insgesamt 36 Empfehlungen aus den Bereichen Allgemein- und Familienmedizin, Gynäkologie und Geburtshilfe, Public Health, Geriatrie und Gerontologie und Nephrologie. Neben speziellen Empfehlungen für die Geburtshilfe, für an Demenz erkrankte Personen und chronisch Nierenkranke, gab es Themengebiete, die für mehrere Fachgesellschaften von Interesse waren. Drei von fünf Empfehlungen der ÖGAM betrafen den zu häufigem Einsatz von Antibiotika. Dass bei beschwerdefreien Personen nicht nach Bakterien im Harn gesucht werden soll bzw. Bakterien im Harn nicht behandelt werden müssen, wurde von drei der fünf Fachgesellschaften als wichtig erachtet. Vier der fünf Fachgesellschaften wählten Empfehlungen zu Früherkennungsuntersuchungen aus, bei denen Nutzen und Schaden gegeneinander abgewogen werden sollten.

Schlussfolgerung: Zu den wichtigsten Empfehlungen, die von mehreren Fachgesellschaften ausgewählt wurden, zählen der nicht notwendige Einsatz von Antibiotika und das Abwägen von Nutzen und Risiko bei Früherkennungsuntersuchungen. Die Öffentlichkeitsarbeit der Kampagne wird daher Schwerpunkte setzen, um die Bevölkerung über nicht notwendige Untersuchungen und Behandlungen zu informieren.