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Auswirkungen der Corona-Pandemie für Krebsbetroffene und ihre Versorgung: Ergebnisse einer Befragungsstudie
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Published: | August 30, 2022 |
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Hintergrund/Fragestellung: Die COVID-19-Pandemie erforderte im Gesundheitswesen eine Prioritätensetzung, mit möglichen Konsequenzen für andere vulnerable Patientengruppen. Die Anfragen an den Krebsinformationsdienst spiegelten den großen Informationsbedarf und die Verunsicherung Krebsbetroffener. Es gab Hinweise auf Folgen für die Behandlung, und die Betroffenen litten unter den pandemiebedingten Einschränkungen. Die hier vorgestellte Studie untersuchte über ein Jahr, wie Krebspatienten die Auswirkungen der Pandemie auf ihre medizinische Versorgung und ihre psychosoziale Situation erlebten.
Methoden: Von Juli 2020 bis Ende Juni 2021 wurden konsekutive Krebspatientinnen und -patienten, die den E-Mail-Service des Krebsinformationsdienstes kontaktierten, zu einer anonymisierten Online-Befragung eingeladen. Der eingesetzte Fragebogen erfasste Informationen zu Erkrankung und Behandlung, zu möglichen Änderungen in der Versorgung und zu pandemiebedingten Sorgen und Belastungen. Angst und Depression wurden mit der Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) erhoben.
Ergebnisse: Von 718 Rückläufen (Rücklaufrate 34%) waren 621 auswertbar. Die Teilnehmer waren median 60 Jahre alt, 76% waren Frauen, und Brustkrebs war die häufigste Krebsart im Kollektiv (51%). 32% befanden sich während, 40% nach der Primärtherapie. Bei 25% lagen ein Rückfall oder fortgeschrittene Erkrankung vor. 13% (n=79) der Befragten gaben Änderungen in ihrer Versorgung an, hauptsächlich bei Nachsorgeterminen und Verlaufskontrollen während der Therapie. 33% äußerten große oder sehr große Sorge um die Qualität ihrer medizinischen Versorgung unter Pandemiebedingungen, über 70% vermissten persönliche Kontakte in der Öffentlichkeit oder mit Freunden und Familie stark oder sehr stark. 15–20% der Teilnehmer hatten Befürchtungen hinsichtlich ihrer beruflichen Situation und möglicher finanzieller Folgen. Die Prävalenz von Angst und Depression betrug 55% bzw. 39% (Score ≥8).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dieser Querschnittsuntersuchung über eine lange Strecke der Pandemie zeigen deren Auswirkungen auf das Befinden und die Versorgung von Krebsbetroffenen. Die meisten Befragten erhielten ihre Behandlung zwar wie geplant, aber die Prävalenz von psychosozialen Belastungen, Angst und Depression blieb über den gesamten Erhebungszeitraum hoch. Im Gesundheitssystem muss dafür Sorge getragen werden, dass auch in Zeiten einer Krise alle Kranken gleichermaßen eine bedarfsorientierte Versorgung und niederschwelligen Zugang zu Unterstützungsangeboten erhalten.
Interessenkonflikte: Keine
Literatur
- 1.
- Eckford RD, Gaisser A, Arndt V, Baumann M, Kludt E, Mehlis K, Ubels J, Winkler EC, Weg-Remers S, Schlander M. The COVID-19 Pandemic and Cancer Patients in Germany: Impact on Treatment, Follow-Up Care and Psychological Burden. Front Public Health. 2022 Feb 9;9:788598. DOI: 10.3389/fpubh.2021.788598