gms | German Medical Science

23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

01. - 03.09.2022, Lübeck

Hochdosiertes Vitamin D zur Behandlung von COVID-19

Meeting Abstract

Search Medline for

  • Heidi Stürzlinger - Gesundheit Osterreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich
  • Richard Pentz - Gesundheit Osterreich GmbH (GÖG), Evidenz und Qualitätsstandards, Österreich

Evidenzbasierte Medizin für eine bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung. 23. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Lübeck, 01.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22ebmPS-02

doi: 10.3205/22ebm009, urn:nbn:de:0183-22ebm0096

Published: August 30, 2022

© 2022 Stürzlinger et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund/Fragestellung: Ziel dieses als Rapid Review durchgeführten „Rolling Collaborative Review“ war, die Wirksamkeit und Sicherheit von hochdosiertem Vitamin D (allein oder ergänzend) bei Patientinnen/Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion oder leichter, mittlerer, schwerer oder kritischer COVID-19-Erkrankung zu erheben.

Methoden: In der systematischen Literaturrecherche wurden Medline, Pubmed, medRxiv Health Sciences, bioRxiv Biology, arXivso, Cochrane COVID-19-Study-Register, ClinicalTrials.gov, ISRCTN Registry und EU-Clinical-Trials-Register nach relevanten Publikationen, Preprints und laufenden Studien durchsucht. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) auf Englisch oder Deutsch, die Vitamin D2 oder D3 in einer Dosis > 4.000 internationale Einheiten pro Tag oder einen Metaboliten (z. B. Calcifediol) im Vergleich zu einer anderen Behandlung oder Placebo untersuchten. Das Screening der Treffer, die Bewertung der Studienqualität (Cochrane Risk of Bias tool, Version 2.0) und der Stärke der Evidenz (GRADE, Grading of Recommendations Assessment, Development and Evaluation) wurde von zwei Reviewern unabhängig voneinander durchgeführt. Die Datenextraktion übernahm je ein Reviewer, ein zweiter überprüfte sie.

Ergebnisse: Bis zum letzten Update im September 2021 wurden 6 RCTs gefunden. Bei Gesamtmortalität und Intensivaufnahmen zeigten sich keine signifikanten Effekte von Vitamin D3 bei mittelschwer bis schwer Erkrankten gegenüber keiner Behandlung oder Placebo. Keine signifikanten Effekte gab es bezüglich Intensivaufnahmen auch bei den leicht bis mittelschwer Erkrankten, Daten zur Mortalität fehlten hier. Unter Calcifediol hingegen kam es gegenüber keiner Behandlung bei hospitalisierten Personen zu einer Reduktion der Gesamtmortalität sowie der Intensivaufnahmen. Bei weiteren Endpunkten zeigten sich, soweit erhoben, gleichfalls keine signifikanten oder inkonsistente Effekte. Das teils hohe Verzerrungsrisiko und die meist geringe Teilnehmerzahl reduzierten die Stärke der Evidenz bei fast allen Ergebnissen erheblich. Schwere unerwünschte Ereignisse wurden in keiner Studie berichtet.

Schlussfolgerung: Die 6 publizierten RCTs sind in Bezug auf Eckpunkte wie Dosierung, Krankheitsschweregrad oder bestehenden Vitamin-D-Mangel (soweit berichtet) sehr heterogen. Es gibt noch keine standardisierte Empfehlung zu einer optimalen „hohen Dosis“. Mit Ausnahme einer Studie zu Calcifediol zeigten sich keine signifikanten oder inkonsistente Effekte. 28 RCTs sind international in Gang, 5 davon mit über 1.000 Probanden.

Interessenkonflikte: Heidi Stürzlinger und Richard Pentz haben bezüglich der vorliegenden Fragestellung keine Interessenskonflikte.


Literatur

1.
EUnetHTA Rolling Collaborative Review (RCR20) Authoring Team. High-Dose Vitamin D for the treatment of COVID-19. Diemen (The Netherlands): EUnetHTA; 2021. 15th July 2021. 36 pages. Report No.: RCR20, v4.0. Available from: https://www.eunethta.eu External link