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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Systematische Evidenzaufarbeitung für Leitlinien – eine Bestands- und Bedarfsermittlung bei wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften

Meeting Abstract

  • Stefanie Schmidt - Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V., UroEvidence, Deutschland
  • Jörg J. Meerpohl - Universitätsklinikum & Medizinische Fakultät, Universität Freiburg, Institut für Evidenz in der Medizin, Freiburg, Deutschland; Cochrane Deutschland, Cochrane Deutschland Stiftung, Deutschland
  • Bernd Wullich - Universitätsklinikum Erlangen, Erlangen, Urologische und Kinderurologische Klinik, Erlangen, Deutschland; Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V., UroEvidence, Deutschland
  • Monika Nothacker - Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-6-04

doi: 10.3205/21ebm096, urn:nbn:de:0183-21ebm0964

Published: February 23, 2021

© 2021 Schmidt et al.
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Hintergrund/Fragestellung: In den letzten Jahren hat die systematische Evidenzaufarbeitung in den wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (FG) einen wachsenden Stellenwert erhalten. Diese wird vorwiegend für medizinische Leitlinien, aber auch für systematische Übersichtsarbeiten und politische Stellungnahmen genutzt.

Ziel dieser Arbeit war es, die aktuelle Situation in den FG bezüglich der Anforderungen an die systematische Evidenzaufarbeitung zu ermitteln.

Methoden: Geschlossene, freiwillige online Umfrage an die Geschäftsstellen und Leitlinienbeauftragten der FG (im Zeitraum: 12.06. – 19.07.2020 via SurveyMonkey®). Es erfolgte eine E-Mail Einladung (2 Reminder) über den Adressenverteiler der AWMF (N=179). Es wurde ein Fragebogen mit 10 offenen und geschlossenen Fragen entwickelt mit Einzel-, und Mehrfachantwortmöglichkeiten. Die Datenkontrolle und Auswertung erfolgten mit Excel (Microsoft Office 2019).

Ergebnisse: Die Antworten von 92 FG standen zur Verfügung (51% Rücklaufquote).

84% geben an, dass die Anforderungen über die letzten Jahre aufwändiger geworden sind. Die größten Probleme liegen bei den zeitlichen und personellen Ressourcen (96%), gefolgt von der Finanzierung (62%). 66% der FG wünschen sich sowohl bei der Evidenzaufarbeitung als auch bei den organisatorischen Aspekten der Leitlinienarbeit Unterstützung.

Methodische Unterstützungsbedarfe werden bei der Studienbewertung (78%), der Datenaufbereitung in Evidenztabellen (75%) und der Formulierung von Suchstrategien (66%) gesehen. Ein Leitliniensekretariat (66%), eine geschützte Plattform zum Datenaustausch (58%) und Unterstützung beim Datenmanagement (55%) sind organisatorische Bedarfe.

Weitere Kernthemen sind die fehlende Anerkennung für die zumeist ehrenamtliche und in der Freizeit stattfindende Leitlinienarbeit, der zunehmende Mangel an freiwilligen Leitlinienautoren, sowie fehlende Kapazitäten kleiner FG, eigene S3-Leitlinien zu initiieren.

Schlussfolgerung: Um die Zukunft und Aktualität hochwertiger systematischer Evidenzaufarbeitungen zu sichern, brauchen die FG nicht nur finanzielle, sondern vor allem methodische und organisatorische Unterstützung.

Eine Vereinfachung der sich wiederholenden Prozesse in der Evidenzaufarbeitung durch gemeinsame, interessenunabhängige und digitale Strukturen würde eine erleichterte Berücksichtigung methodischer Aspekte und verstärkte Fokussierung auf inhaltliche Diskussionen seitens der klinischen Experten zulassen, was diese in ihrer Motivation stärken könnte.

Interessenkonflikte: S. Schmidt und J. J. Meerpohl geben an, dass sie Evidenzsynthesen und Beratungen für Leitlinienaktivitäten anbieten. M. Nothacker gibt an, dass sie Beratungen für Leitlinienaktivitäten anbietet. B. Wullich gibt an, dass keine Interessenkonflikte bestehen.