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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Einflussfaktoren auf die Präferenz zwischen schriftlichen und persönlichen Zweitmeinungen

Meeting Abstract

  • Nadja Könsgen - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Deutschland
  • Barbara Prediger - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Deutschland
  • Ana-Mihaela Bora - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Deutschland
  • Victoria Weißflog - Medexo GmbH, Deutschland
  • Jan-Christoph Loh - Medexo GmbH, Deutschland
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-5-05

doi: 10.3205/21ebm088, urn:nbn:de:0183-21ebm0887

Published: February 23, 2021

© 2021 Könsgen et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Persönliche ärztliche Zweitmeinungen (ZM) sind in §27b SGB V verankert. Daneben bieten telemedizinische ZM-Anbieter schriftliche ZM an. Befragungen zeigten eine starke Präferenz von persönlichen ZM gegenüber anderen ZM, während jedoch die Befragung von KundInnen eines telemedizinischen ZM-Anbieters eine hohe Zufriedenheit ergab. Ziel war die Erhebung von Einflussfaktoren auf die Präferenz zwischen persönlichen und schriftlichen ZM anhand der Befragung von KundInnen eines telemedizinischen ZM-Anbieters (Medexo).

Methoden: KundInnen, die sich zwischen Januar 2016 und Februar 2019 (n=1247) bei Medexo eine ZM eingeholt hatten, wurden von August bis einschließlich November 2019 bis zu dreimal postalisch kontaktiert. Potentielle Einflussfaktoren auf die Präferenz der ZM wurden mit SPSS analysiert.

Ergebnisse: Die 368 TeilnehmerInnen (Response 30%) waren zu 54% männlich und zu 95% gesetzlich versichert. Die Meisten (153/368; 42%) nannten organisatorische Aspekte oder Neutralität (79/368; 21%) als Vorteil einer telemedizinischen ZM. Die am häufigsten genannten Nachteile waren das standardisierte Verfahren ohne persönlichen Kontakt (202/368; 55%) und Vertrauensschwierigkeiten (in ZM oder Zweitmeiner) (19/368; 5%). Rund 33% (123/368) präferierten eine persönliche ZM und 20% (73/368) eine schriftliche ZM, während 41% (150/368) beides gleich bewerteten und 6% (22/368) hierzu keine (gültige) Angabe machten. Personen mit Präferenz einer persönlichen und Personen mit Präferenz einer schriftlichen ZM unterschieden sich nicht bezüglich des Alters bei ZM-Einholung (57,92 Jahre (Standardabweichung (SD) 12,94) vs. 60,99 Jahre (SD 14,37; p=0,133). Gleiches galt für die Gesundheitskompetenz (European Health Literacy Survey (HLS-EU)-16; 0-16 mit höheren Werten als Indikator für eine höhere Gesundheitskompetenz: 10,49 (Standardabweichung (SD) 3,50) vs. 11,23 (SD 3,12); p=0,167) und die Entscheidungsunsicherheit (Decision Conflict Scale (DCS): 0-100 mit höheren Werten als Indikator für einen niedrigeren Entscheidungskonflikt: 66,96 (SD 19,14) vs. 71,01 (SD 18,00); p=0,176).

Schlussfolgerung: Ein Selektionsbias kann nicht ausgeschlossen werden. Persönliche ZM wurden eher präferiert als schriftliche. Beide Gruppen unterschieden sich leicht aber nicht signifikant in Bezug auf das Alter bei ZM-Einholung, die Gesundheitskompetenz und den Entscheidungskonflikt. Vergleichende Studien sind nötig, um Vor- und Nachteile beider ZM-Arten zu erheben.

Innovationsfonds (Versorgungsforschung) – Förderkennzeichen: 01VSF18014.

Interessenkonflikte: Im Rahmen des Forschungsprojekts ZWEIT besteht eine Zusammenarbeit mit der Medexo GmbH.

Das IFOM der UW/H erhielt im Rahmen einer Projektförderung zum Thema Zweitmeinung Fördergelder von der Medexo GmbH.