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Einflussfaktoren auf die Präferenz zwischen schriftlichen und persönlichen Zweitmeinungen
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Published: | February 23, 2021 |
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Hintergrund/Fragestellung: Persönliche ärztliche Zweitmeinungen (ZM) sind in §27b SGB V verankert. Daneben bieten telemedizinische ZM-Anbieter schriftliche ZM an. Befragungen zeigten eine starke Präferenz von persönlichen ZM gegenüber anderen ZM, während jedoch die Befragung von KundInnen eines telemedizinischen ZM-Anbieters eine hohe Zufriedenheit ergab. Ziel war die Erhebung von Einflussfaktoren auf die Präferenz zwischen persönlichen und schriftlichen ZM anhand der Befragung von KundInnen eines telemedizinischen ZM-Anbieters (Medexo).
Methoden: KundInnen, die sich zwischen Januar 2016 und Februar 2019 (n=1247) bei Medexo eine ZM eingeholt hatten, wurden von August bis einschließlich November 2019 bis zu dreimal postalisch kontaktiert. Potentielle Einflussfaktoren auf die Präferenz der ZM wurden mit SPSS analysiert.
Ergebnisse: Die 368 TeilnehmerInnen (Response 30%) waren zu 54% männlich und zu 95% gesetzlich versichert. Die Meisten (153/368; 42%) nannten organisatorische Aspekte oder Neutralität (79/368; 21%) als Vorteil einer telemedizinischen ZM. Die am häufigsten genannten Nachteile waren das standardisierte Verfahren ohne persönlichen Kontakt (202/368; 55%) und Vertrauensschwierigkeiten (in ZM oder Zweitmeiner) (19/368; 5%). Rund 33% (123/368) präferierten eine persönliche ZM und 20% (73/368) eine schriftliche ZM, während 41% (150/368) beides gleich bewerteten und 6% (22/368) hierzu keine (gültige) Angabe machten. Personen mit Präferenz einer persönlichen und Personen mit Präferenz einer schriftlichen ZM unterschieden sich nicht bezüglich des Alters bei ZM-Einholung (57,92 Jahre (Standardabweichung (SD) 12,94) vs. 60,99 Jahre (SD 14,37; p=0,133). Gleiches galt für die Gesundheitskompetenz (European Health Literacy Survey (HLS-EU)-16; 0-16 mit höheren Werten als Indikator für eine höhere Gesundheitskompetenz: 10,49 (Standardabweichung (SD) 3,50) vs. 11,23 (SD 3,12); p=0,167) und die Entscheidungsunsicherheit (Decision Conflict Scale (DCS): 0-100 mit höheren Werten als Indikator für einen niedrigeren Entscheidungskonflikt: 66,96 (SD 19,14) vs. 71,01 (SD 18,00); p=0,176).
Schlussfolgerung: Ein Selektionsbias kann nicht ausgeschlossen werden. Persönliche ZM wurden eher präferiert als schriftliche. Beide Gruppen unterschieden sich leicht aber nicht signifikant in Bezug auf das Alter bei ZM-Einholung, die Gesundheitskompetenz und den Entscheidungskonflikt. Vergleichende Studien sind nötig, um Vor- und Nachteile beider ZM-Arten zu erheben.
Innovationsfonds (Versorgungsforschung) – Förderkennzeichen: 01VSF18014.
Interessenkonflikte: Im Rahmen des Forschungsprojekts ZWEIT besteht eine Zusammenarbeit mit der Medexo GmbH.
Das IFOM der UW/H erhielt im Rahmen einer Projektförderung zum Thema Zweitmeinung Fördergelder von der Medexo GmbH.