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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Entwicklung einer PIM-Liste für den deutschsprachigen Raum – Unterschiede in der Einschätzung von potenziell inadäquaten Medikamenten für ältere Menschen zwischen österreichischen und deutschen Expert*innen

Meeting Abstract

  • Elisabeth Klager - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin, Wien, Österreich
  • Mahmoud Moussa - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin, Wien, Österreich
  • Martin Cichocki - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin, Wien, Österreich
  • Maria Gomez Pellin - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin, Wien, Österreich
  • Eva Mann - Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Abteilung für Allgemein-, Familien- und Präventivmedizin, Österreich
  • Tim Mathes - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Dawid Pieper - Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Deutschland
  • Petra Thürmann - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Deutschland
  • Nina Mann - Universität Witten/Herdecke, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Deutschland
  • Andreas C. Sönnichsen - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Allgemeinmedizin, Wien, Österreich

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-11

doi: 10.3205/21ebm082, urn:nbn:de:0183-21ebm0823

Published: February 23, 2021

© 2021 Klager et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Für viele Medikamente sind Nutzen und Risiken bei Älteren unklar, da diese oft in Zulassungsstudien nicht eingeschlossen werden. Daher werden manche Medikamente als „potentially inappropriate medication“ (PIM) für Ältere klassifiziert. Für ein Update der deutschen und österreichischen PIM-Listen soll eine zweistufige Delphi-Befragung von österreichischen und deutschen Expert*innen durchgeführt werden. Ziel der vorliegenden Studie ist es, Unterschiede zwischen deutschen und österreichischen Expert*innen zu analysieren.

Methoden: Für das Delphi-Verfahren wurden 76 Expert*innen aus D und 20 aus A eingeladen. In der ersten Runde wurde diesen eine umfangreiche Liste von Wirkstoffen vorgelegt sowie Hinweise auf internationale PIM-Listen, Auszüge der Arzneimitteldatenbank Micromedex, Studien und systematische Reviews. Pro Wirkstoff sollte eine Bewertung auf einer Likert-Skala abgegeben werden (von 1 = „Ich stimme vollkommen zu, dass dieser Wirkstoff ein PIM ist“ bis 5 = „Ich stimme überhaupt nicht zu“). Zudem war es möglich, Anmerkungen zur Therapiedauer und Dosierung zu machen. Aus den Likert-Bewertungen wurde für jeden Wirkstoff der Mittelwert gebildet, einmal über alle Bewertungen und nach Ländern getrennt. Eine Einstufung als PIM erfolgte, wenn das vollständige 95% Konfidenzintervall (KI) unter 3 liegt. Wirkstoffe, bei denen das KI 3 einschloss, werden in der zweiten Delphi-Runde nochmals beurteilt. Die Bewertungen der Expert*innen aus D und A werden verglichen.

Ergebnisse: Die erste Runde umfasst 39 Bewertungen aus D und 15 aus A für 251 Wirkstoffe. Die deutschen Expert*innen bewerteten 160 Wirkstoffe als PIM, die österreichischen nur 98. Nur 89 Wirkstoffe wurden sowohl in Österreich als auch in Deutschland als PIM eingestuft. Bei 93 Wirkstoffen umfasste das KI des Gesamtergebnisses den Wert 3, sodass diese Wirkstoffe den Expert*innen in der zweiten Delphi-Runde erneut vorgelegt werden. Die Ergebnisse der zweiten Runde und die endgültige Klassifizierung als PIM werden bis zum Kongress vorliegen.

Schlussfolgerung: In der ersten Delphi-Runde zeigten sich deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Expert*innen aus D und A bei der Einstufung von Medikamenten als PIM, die allerdings teilweise auf die unterschiedlich weiten Konfidenzintervalle aufgrund der niedrigeren Expertenzahl in Österreich zurückzuführen sind. Das Ergebnis der zweiten Delphi-Runde wird zeigen ob die unterschiedliche Bewertung aufgelöst werden kann.

Interessenkonflikte: Das Projekt wird in Österreich vom Dachverband der österreichischen Sozialversicherungen und in Deutschland vom BMBF mit Förderkennzeichen 01KX1812 gefördert.

Die Autor*innen haben keine weiteren für die Thematik des Beitrags relevanten Interessenkonflikte.