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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Wie gut ist die Studienlage für wichtige Behandlungsentscheidungen im Krankenhaus?

Meeting Abstract

  • Marie Debrouwere - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Anne Rummer - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Divna Tafelski - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Corinna Knauff - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Friedemann Geiger - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Kai Wehkamp - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Ulrich Rüffer - TAKEPART Media + Science GmbH, Deutschland
  • Fülöp Scheibler - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland
  • Marion Danner - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Sonderprojekt SDM, Kiel, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-10

doi: 10.3205/21ebm081, urn:nbn:de:0183-21ebm0816

Published: February 23, 2021

© 2021 Debrouwere et al.
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Text

Hintergrund/Fragestellung: Im Rahmen der Implementierung des SHARE TO CARE-Programms am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel werden 83 evidenzbasierte Entscheidungshilfen erstellt. Die vorliegende Arbeit beschreibt systematisch die Breite und Charakteristika der Evidenzgrundlage für die bislang erstellten 66 Entscheidungshilfen und benennt Herausforderungen bei der Erstellung.

Methoden: Die Themen der 66 Entscheidungshilfen wurden am UKSH mit den jeweiligen Klinikern entsprechend ihrer Häufigkeit, Präferenzsensitivität und Versorgungsrelevanz festgelegt. Die themenspezifischen Evidenzberichte, die auf einer systematischen Literaturrecherche und -Auswertung beruhen, wurden retrospektiv ausgewertet. Es wurden Studientyp, Evidenzniveau und weitere Charakteristika der Evidenz extrahiert. Zusätzlich wurde erhoben, welche Implikationen die Evidenzgrundlage für die Erstellung der Entscheidungshilfen hatte.

Ergebnisse: Für 9 der 66 Themen war keine eigene Evidenzrecherche erforderlich, weil beispielsweise bereits aufbereitete Evidenz aus anderen Institutionen vorlag (z. B. Verwendung des ARRIBA Tools und dessen zu Grunde liegende Evidenz bei der Erstellung einer Entscheidungshilfe zu dem Thema Bluthochdruck).

Für 6 der übrigen 57 Themen lagen evidenzbasierte Leitlinien (S3 oder europäische Leitlinien) oder systematische Übersichtsarbeiten von direkt vergleichenden Studien vor. Für 31 Fragestellungen mussten wegen fehlender Evidenzsynthesen vergleichende Interventions- und einarmige Beobachtungsstudien kombiniert werden, wodurch die Ergebnissicherheit deutlich reduziert wurde. Bei 6 Themen lagen nur wenige einarmige oder gar keine Studien vor. Resultierende Herausforderungen waren zum Beispiel Probleme bei der Quantifizierung und verständlichen Darstellung von Nutzen- und Schadensaspekten. Außerdem beruhten indirekte Vergleiche teilweise auf Studien unterschiedlichen Evidenzniveaus.

Schlussfolgerung: Nur bei 6 der 66 Themen lagen die Daten für Entscheidungshilfen bereits gut aufbereitet vor. Bei den meisten anderen Themen war eine methodische Aufarbeitung erforderlich, um vorhandene Evidenz in allgemeinverständliche Sprache übersetzen und vergleichend darstellen zu können.

Bei der Erstellung von Entscheidungshilfen muss man sich darauf einstellen, aufwendigere indirekte Vergleiche anzustellen und die damit verbundene niedrigere Ergebnissicherheit in Kauf nehmen. Studien oder Evidenzsynthesen, die aktuell verfügbare Behandlungsalternativen direkt vergleichen, sind dringend erforderlich.

Interessenkonflikte: Keine


Literatur

1.
Danner M, Geiger F, Wehkamp K, Rueffer JU, Kuch C, Sundmacher L, et al. Making shared decision-making (SDM) a reality: protocol of a large-scale long-term SDM implementation programme at a Northern German University Hospital. BMJ Open. 2020;10(10):e037575.
2.
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Shared Decision Making am UKSH. Kiel: UKSH; 2021. Available from: https://www.uksh.de/sdm/ External link