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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Auswirkungen eines Wahlfachs zur evidenzbasierten klinischen Entscheidungsfindung auf die Kompetenzen und Einstellungen von Medizinstudierenden: eine Pilotstudie

Meeting Abstract

  • Nikoletta Lippert - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Luca Frank - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Kathrin Schnitzius - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Birgit Maria Stubner - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dekanat der Medizinischen Fakultät, Erlangen, Deutschland
  • Thomas Kühlein - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Marco Roos - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland
  • Piet van der Keylen - Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Allgemeinmedizinisches Institut, Erlangen, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-06

doi: 10.3205/21ebm078, urn:nbn:de:0183-21ebm0783

Published: February 23, 2021

© 2021 Lippert et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Evidenzbasierte Medizin (EbM) als Lehrgegenstand wird im Masterplan 2020 verstärkt berücksichtigt. Bisher sind weder Theorie noch Praxisanwendungen der EbM konsequent im klinischen Curriculum implementiert. Daher wurde ein digitaler, tutorenbasierter EbM-Kurs entwickelt. Es soll untersucht werden, welche Merkmale (statistische Kompetenz, Need for Cognition (NFC), Arbeits- und Erfahrungsmuster (AVEM), diagnostische Unsicherheit) die Pilotkohorte aufweist, um eine erfolgreiche Umsetzung des entwickelten EbM-Kurskonzeptes zu ermöglichen.

Methoden: Die Langzeituntersuchung startete mit 10 Medizinstudierenden im klinischen Studienabschnitt. Die Messungen wurden vor (t0) und nach dem Kurs (t1) durchgeführt. Soziodemographische Variablen wurden zu t0, der Quick-Risk-Test, PRU-Fragebogen, die NFC-Skala und das AVEM wurden zu t0 und t1 erhoben. Qualitative Interviews, 12 Monate nach Kursbeginn (t2), untersuchen die langfristigen Effekte.

Ergebnisse: Die ersten Testergebnisse des Quick-Risk-Tests (t0) lagen zwischen 50% und 90% und zu t1 zwischen 60% und 100%. Die Studierenden zeigten eine hohe Ausprägung auf der NFC-Skala (MW=4,6,SD=0,52,∆t0 – t1 = 0,1) und mittlere Ausprägungen auf den Skalen Perfektionismus (MW=3,8,SD=0,51,∆t0 – t1=0,1), Resignationstendenz (MW=3,8,SD=1,17,∆t0 – t1=0,1) und auf der Skala offensiver Umgang mit Problemen (MW=3,9,SD=1,06,∆t0 – t1=0,2). Sie zeigten hohe Ausprägungen auf der Skala Angst aufgrund von diagnostischer Unsicherheit (MW=4,8,SD=0,69,∆t0 – t1=0,4) und auf der Skala Sorge vor schlechten Ergebnissen (MW=3,9,SD=1,54,∆t0 – t1=0,6). Die Skala Zurückhaltung bei Offenlegung der Unsicherheit für Patient*innen wies eine höhere Ausprägung auf als die Skala Zurückhaltung bei der Offenlegung von Fehlern für Ärzt*innen (MW=3,5,SD=0,93,∆t0 – t1=-0,3 im Vergleich zu (MW=2,3,SD=1,20,∆ t0 – t1=0,1).

Schlussfolgerung: Die statistische Kompetenz verbesserte sich mit Kursteilnahme. NFC und AVEM waren stark ausgeprägt und wenig veränderungssensitiv. Die größten Veränderungen waren auf den Skalen Sorge vor schlechten Ergebnissen und Angst aufgrund diagnostischer Unsicherheit zu beobachten. Langfristig ist die Entwicklung eines neuen Messinstrumentes zur Erhebung von EbM-Kompetenzen denkbar. Das Längsschnittdesign wird ermöglichen, kausale Interpretationen vorzunehmen und die Veränderungen des Kompetenzgefühls, des Verhaltens und der Einstellungen der Studierenden zu verfolgen.

Interessenkonflikte: Keine