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22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

24. - 26.02.2021, digital

Verfügbarkeit, Preise und Finanzierbarkeit essentieller Krebsmedikamente (EML der WHO) in einkommensschwächeren Ländern: wirkungsvolle Implementierung von Cochrane-Evidenz?

Meeting Abstract

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  • Carina Wagner - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Nicole Skoetz - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
  • Vanessa Piechotta - Uniklinik Köln, Köln, Deutschland

Who cares? – EbM und Transformation im Gesundheitswesen. 22. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. sine loco [digital], 24.-26.02.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21ebmPS-4-05

doi: 10.3205/21ebm077, urn:nbn:de:0183-21ebm0771

Published: February 23, 2021

© 2021 Wagner et al.
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Hintergrund/Fragestellung: Essentielle Medikamente zielen darauf ab, die vorrangigen Gesundheitsbedürfnisse einer Bevölkerung zu befriedigen, universell verfügbar und erschwinglich zu sein. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt ein evidenzbasiertes Modell, die Liste der essentiellen Medikamente (EML), die Länder dabei unterstützen soll, eigene Versorgungsstandards zu etablieren. In die aktuelle EML wurden basierend auf den Ergebnissen einer Cochrane Netzwerkmetaanalyse die Medikamente Bortezomib, Lenalidomid und Thalidomid zur Behandlung des Multiplen Myeloms aufgenommen. Die Frage war, ob durch Listing bzw. nicht-Listing essentieller Krebsmedikamente in nationalen EMLs einkommensschwächerer Länder Unterschiede in der Verfügbarkeit, den Preisen und der Finanzierbarkeit bestehen. Dabei sollten Hindernisse und förderliche Faktoren bzgl. des Zugangs zu diesen Krebsmedikamenten aufgedeckt werden.

Methoden: Zur Eingrenzung des Forschungsfeldes wurde ein Land mit und eines ohne Listing der Krebsmedikamente ausgewählt. Selektionskriterien waren die aktuelle und die prognostizierte Inzidenz des Multiplen Myeloms im Jahr 2040. Der Versorgungsstandard der Medikamente wurde anhand des „Building Blocks“ Frameworks der WHO beurteilt. Abschließend erfolgte eine modellierte Kalkulation der finanziellen Belastung des Landes anhand internationaler Preise und der aktuellen Multiplen Myelom-Inzidenz. Hindernisse und förderliche Faktoren wurden mittels SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen, Risiken) bzgl. des Zugangs zu diesen Krebsmedikamenten dargestellt.

Ergebnisse: Die Wahl fiel auf Kenia, ein Land mit Listing und auf Sambia, eines ohne, da sie die höchste Myelom Inzidenz aufweisen. Die Verfügbarkeit der drei Krebsmedikamente ist durch eine unzureichende Anzahl an Gesundheitseinrichtungen, sowie fehlendem onkologischen Fachpersonal stark eingeschränkt. Insbesondere sind die vereinzelten Krebskliniken, mit ihrer Ansiedlung in städtischen Gebieten, für die Mehrheit der Bevölkerung schwer zu erreichen. Die zugrundeliegenden internationalen Preise sind für die Bevölkerung unerschwinglich. Die Finanzierbarkeit durch die Staaten selbst ist unzureichend. Eine soziale Krankenversicherung ist hierbei in Kenia eine finanzielle Unterstützung. Der Ist-Zustand kann jedoch aufgrund von veralteten zugänglichen Informationen nicht zweifelsfrei dargestellt werden.

Schlussfolgerung: Vorerst ist kein klarer Unterschied der Versorgung durch die Aufnahme der Krebsmedikamente in die EML abzusehen.

Interessenkonflikte: keine


Literatur

1.
Piechotta V, Jakob T, Langer P, Monsef I, Scheid C, Estcourt LJ, Ocheni S, Theurich S, Kuhr K, Scheckel B, Adams A, Skoetz N. Multiple drug combinations of bortezomib, lenalidomide, and thalidomide for first-line treatment in adults with transplant-ineligible multiple myeloma: a network meta-analysis. Cochrane Database Syst Rev. 2019 Nov 25;2019(11):CD013487. DOI: 10.1002/14651858.CD013487 External link
2.
WHO. World Health Organisation Model List of Essential Medicines 21st List 2019. Available from: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/325771/WHO-MVP-EMP-IAU-2019.06-eng.pdf?ua=1 External link